Die zehn Jahre dieses Engagements sind beendet. Bekannt gegeben wurde das während einer Bootsfahrt am 8. September. Einziges Thema war der Ausstieg dabei nicht. Es ging auch um das LeipzigBoot und seine Zukunft, die bislang von der LVB-Tochter LSB mitgestaltet wurde. Als Gesellschafter der Ranaboot GmbH.
Dieser Schreibtisch wird jetzt geräumt. „Nach 10 Jahren beenden die Leipziger Servicebetriebe (LSB) GmbH ihr Engagement im Schifffahrtsbereich in Leipzig“, hieß es dazu offiziell. „Die Markkleeberger Bootsbau Kehr GbR ist nunmehr alleiniger Gesellschafter der Ranaboot GmbH, also der Gesellschaft die das LeipzigBoot baut.“
Eine Dekade LVB, LSB und Mobilität auf dem Wasser – begonnen hatte alles mit der Weltausstellung Expo 2000. Damals haben die LSB mit der MS “Cospuden“ das Zeitalter der Fahrgastschifffahrt im Leipziger Neuseenland mit angekurbelt. 2004 kam mit der “Solaria1“ die erste Solarfähre dazu. Beim Kurswechsel 2006 wurde der Fahrgastbetrieb privatisiert. Er liegt seitdem in den Händen der Tourismus- und Freizeitservice GmbH. Bootsbau war es, worum die LSB sich fortan kümmerten.
Der Startschuss dafür fiel 2007. Mit dem Erwerb von Anteilen der Ranaboot GmbH. Gemeinsam mit der Bootsbau Kehr GbR. Damit konnte ein Stück des weiteren Weges des LeipzigBootes geebnet werden. Mittlerweile sind zwei Typen davon unterwegs. Einmal das Mehrpersonenboot, das mit seinem satten Olivgrün schon von vielen Kameras abgelichtet wurde. Zum anderen der kleinere eher privaten Dingen zugedachte Typ, der im Februar auf den Namen “Henriette“ getauft wurde.
Der LSB-Abgesandte in dieser Ranaboot-Kooperation war deren Geschäftsführer Kai Rensmann. Sein Motto in dieser Angelegenheit: “Vom Reichsgericht bis nach Cospuden“. Auch sein Abschied aus der Ranaboot GmbH war es, der bei dieser Bootsfahrt bekannt gegeben wurde. Gemeinsam mit Reiner Kehr nutzte er die Tour aber auch, um noch einmal die Entstehungsgeschichte des LeipzigBootes zu beleuchten.
Das schwierigste Kapitel dabei: der Antrieb. „Erdgasantrieb finden sie kaum“, brachte Kehr dabei die Problematik auf den Punkt. Der Bootsbauer weiter: „Die Betankung gibt es an der Wasserkante nicht. Sauberste Lösung auf dem Wasser ist Strom. Aber dass wir durch einen erdgasbetriebenen 4-Takter Strom erzeugen und letztendlich auch mit Strom fahren, das war für uns absolutes Neuland.“ Fremdes Territorium. Im Auftragsbuch aber scheinbar so gewollt.
Möglichst wenig Emissionen sollten es sein. Über dem Wasserspiegel, aber auch darunter. “Schwallbildung und Wellenbildung“ seien laut Kehr die Dinge, die es auch aus städtischer Sicht möglichst zu vermeiden galt. Große Wellen seien nur für wenige nützlich. Kehr: „Da freuen sich sicherlich Firmen, die Ufer reparieren dürfen, belastet aber das Stadtsäckel. Man möchte aber diese Uferanlagen in jeder Form schützen. Die enorme Schwallbildung im Verlaufe der Jahre hat ja zu erheblichen Beschädigungen zum Beispiel im Karl-Heine-Kanal geführt. Wo ja rechtsseitig gleich der Fahrradweg einfach runtergebrochen ist.“
Kaum eine Welle, das kann bestätigen, wer das LeipzigBoot einmal fahren sah. Allein der Verdienst von Reiner Kehr ist das nicht. „Da hat die Stadt schon vor Jahren einen Herrn Masilge, Schiffsbauingenieur, Berlin-Weißensee, beauftragt, ein entsprechendes Boot mit dem entsprechenden schwellarmen Unterwasserschiff zu konstruieren“, so der Leipziger Bootsbauer dazu. Das sei nicht seine Arbeit gewesen. Er habe detailgetreu nach Konstrukteursangaben gefertigt. Dann gab es Tests im Versuchskanal. Ergebnis laut Kehr: „Die Wellenbildung die zu erwarten ist. Wir haben die Sache am Original überprüfen können. Siehe da: Die Ergebnisse sind deckungsgleich oder sogar geringer.“
Boote baut die Kehr GbR seit rund zehn Jahren. Wer ihren Chef hört, hat eine Ahnung, dass in seinem LeipzigBoot auch viel Herzblut stecken muss. Locker blieb er trotzdem auch angesichts der Kritik, die seit einigen Monaten aus den Reihen der Umweltschutzverbände kommt. Formuliert im Juli von Leo Kasek bei einem NaBu-Presserundgang durch den Auewald. Eine Fehlentwicklung sei das LeipzigBoot, meinte er damals. Auch, weil die Wellenwirkung zwar nicht zur Seite, dafür aber nach unten gerichtet sei. Gefährlich gerade für den empfindlichen Floßgrabengrund, den zu schonen eines der Ziele bei der Entwicklung des LeipzigBootes war.
Bootsbauer Kehr dazu: „Natürlich haben wir eine geringe Ausbreitung, so wie die Wasserlinien den Bootsrumpf umstreichen, nach außen. In der Breite natürlich mehr. Da wir aber einen flachen Boden haben, haben wir kaum eine Wasserlinienführung für Grunderosion, die hier befürchtet wird.“ Das sei eigentlich fast unmöglich und schließlich auch im Wellenkanal geprüft worden. Der Bootsbauer schließlich dazu: „Ich glaube, da macht die normale Fließgeschwindigkeit des Wassers mehr Erosion am Boden, wie das Boot.“
Ein kämpferischer Reiner Kehr aber auch, wenn es um die Windempfindlichkeit des LeipzigBootes geht. Auch das ein Kritikpunkt der Leipziger Naturschützer. Kehr: „Das Boot besitzt eine Herstellerplakette, wo auch drauf steht, bis zu wie viel Windstärken es gefahren werden kann. Es darf bis vier Windstärken gefahren werden. Wenn wir einmal fünf Windstärken haben, dann lade ich den ein, der das gesagt hat. Den kenne ich nicht und er kennt auch unsere Boote nicht. Dann zeige ich Ihnen, dass es trotzdem funktioniert. Weil: wir haben, auch wenn mehr Wind ist, immer noch genügend Sicherheiten und Reserven da.“
2010 könnte das erste große Jahr des LeipzigBootes werden. Dann ist die Schleuse am Connewitzer Wehr fertig. Erstmals könnten dann auch Motorbootfahrten von den Stadtgewässern nach Cospuden möglich sein. Spannend für alle Beteiligten vorher noch die Jungfernfahrt durch den Floßgraben. Dass der sich als Wasserstraße für Motorboote dieser Größe eignet, steht bislang schließlich nur auf dem Papier. Getestet wurde das aber nicht.
Angela Zabojnik vom Amt für Stadtgrün und Gewässer zur Frage nach dem Warum: „Leider konnten wir eine Probefahrt bisher nicht durchführen, da die notwendigen Randbedingungen nicht gegeben sind. Es gibt in diesem Bereich des Auwaldes keine Slipmöglichkeit, die wir nutzen könnten, ohne in den Auenbereich einzugreifen.“
Ob Bootsbauer, Naturschützer, Gewässerverbund oder Stadt: in Sachen LeipzigBoot wartet alles auf die Schleuse am Connewitzer Wehr. Die könnte laut LSB-Mann Kai Rensmann nach aktuellen Berechnungen im April oder Mai 2010 fertig sein. Ihn wird man dann nur noch als Fahrgast auf den LeipzigBooten sehen. Ein Ehrenplatz scheint ihm dabei aber jederzeit sicher.