Montag, 24. August 2009

Von dörflichen Winzern und amtlichen Schildbürgern: Michael Weichert und der Störmthaler Wein

Es ähnelt ein wenig dem Treiben rund um ein gallisches Dorf, was seit einigen Monaten im kleinen Neuseen-Dörfchen Störmthal vor sich geht. Dort haben Einwohner ein paar Rebstöcke an die Ufer ihres wachsenden Tagebausees gepflanzt. Wem das aber gar nicht gefällt, das ist das Umwelt-Ministerium in der fernen Regierungsstadt Dresden. Hier wurde prompt ein Verbot erlassen und mit Rodung gedroht. Die Störmthaler ließen sich wenig beeindrucken und nahmen sich einen Rechtsanwalt.


Posse mit Ministerial-Anschluss: Die Rebstöcke am Störmthaler
See sollengerodet werden. Der Beschluss allerdings ist nichtig.
Fotos: Bernd Reiher


Mittendrin in diesem Possenspiel versucht jetzt der Landtagsabgeordnete Michael Weichert, die Beteiligten wieder an einen Tisch zu bringen. Wovon er dabei nur mäßig begeistert ist, ist das Vorgehen des zuständigen Landwirtschafts-Ministers Frank Kupfer von der CDU. Am 18. August hat Weichert am See symbolisch die Immunität von 20 Parlamentariern auf die Rebstöcke übertragen. Einige Tage später trafen wir ihn zum Interview.


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Neustart nicht mehr ausgeschlossen: Am Elsterstausee sollen Ingenieure jetzt Gut achten

(Archiv_24_08_br) Für die Rettung des Elsterstausees ist eine weitere Hürde genommen. Nach dem Stadtratsbeschluss vom Juni soll jetzt ein Ingenieurbüro beauftragt worden sein, ein Gutachten über eventuelle Rettungsmöglichkeiten zu erstellen. „Bis Ende September sollen verschiedene Lösungsvarianten untersucht werden“, hieß es dazu von MDR und DPA. Beide beriefen sich auf eine Mitteilung des Stadtsprechers Steffen Jantz vom Freitag.

Der in den 1930er Jahren gebaute Elsterstausee musste seit seiner Halbierung in den 1970er Jahren ohne natürlichen Zufluss auskommen. Vor einigen Jahren begannen unterirdische Wasseradern für unkontrollierten Abfluss zu sorgen. Zusätzlich waren die auch ohne Leck für den Wassernachschub nötigen Pumpen im Oktober 2007 abgestellt worden. Offizieller Grund Grund damals: mangelnde Finanzen.

Montag, 17. August 2009

Plumpe Massenbespaßung zur Beweihräucherung des Wassers: O-Ton-Collage Wasserfest

Das 9. Leipziger Wasserfest ist Geschichte. Die Bilanz ist zumindest an den innerstädtischen Spielstätten eher ernüchternd. Rummel, Bratwurst, Klamauk, Reklame, Bier und Nonsens in der Hauptspielstätte Lindenauer Hafen. Reklame, Bratwurst, Rummel und Gladiatorenpaddelnzwischen Ruderkähnen am Bootshaus Klingerweg. AOK-Werbung und Alibi-Klassik mit dürftiger Besetzung als Soundtrack für Wirtinnen-Monologe im Clara-Zetkin-Park. Polizei-Präsentation, Hüpfburg und Fitness-Promotion im Plagwitzer Stadtteilpark.


Billiger Klamauk mit fragwürdiger Ausstrahlungskraft: Das
Leipziger Wasserfest. Fotos: Bernd Reiher.


„Wir machen 'ne Welle“ war auch in diesem Jahr das Motto des bunten Spektakels. Groß war sie, keine Frage. Sie hat aber auch viel Müll an die neuen und alten Ufer der noch jungen Wasserstadt gespült. Ob das wirklich imagefördernd ist, bleibt fraglich.


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Samstag, 15. August 2009

Großbaustelle Auewald: Ab Mittwoch auch der Probsteisteg gesperrt

(Archiv_15_08_br) Er kommt langsam, er kommt leise und er kommt mit vielen kleinen Schritten – der touristische Gewässerverbund Leipzig. Einmal fertig, soll man mit ihm und per Boot vom Leipziger Stadtzentrum bis zum Cospudener See und von da aus noch weiter ins Neuseenland gelangen können. Bis das aber möglich, müssen noch viele kleine Baustellen fertig werden.

Zwei davon befinden sich südlich des Schleußiger Weges. Zum einen das Connewitzer Wehr, dessen Neubau gerade Gestalt annimmt. Zum anderen der Probsteisteg. Auch er in den nächsten Monaten ein Bauplatz. Grund: Ersatzneubau. Die Brücke im Auwald überspannt die Pleiße etwa 170 Meter südlich des Connewitzer Wehres.



Teil eines großen Ganzen: Probsteisteg. Foto: Bernd Reiher

Der jetzt angegangene Neubau wird laut Stadtverwaltung „neben dem Rad- und Forstverkehr auch eine ausreichende Durchfahrtshöhe für Boote unter der Brücke gewährleisten.“ Dazu werde die vorhandene Stahlbetonbrücke zurückgebaut und eine Behelfsbrücke für Medienleitungen während der Bauphase errichtet. Der Neubau soll dem Rathaus zufolge aus einer rund 35 Meter langen Brücke bestehen. Zu den jetzt angegangenen Maßnahmen gehören auch der „Wegebau und landschaftspflegerische Arbeiten zur Uferbepflanzung an der Pleiße bzw. die Wiederherstellung beanspruchter Waldwege.“

Baubeginn ist der 19. August. Das Ende der Bauarbeiten ist für den Februar 2010 angepeilt. Der Ersatzneubau „Brücke Probsteisteg“ erfolgt Rathausangaben zufolge „im Rahmen des Verwaltungsabkommens zur Braunkohlesanierung“ und wird zu 100 Prozent durch den Freistaat Sachsen finanziert. Der Gesamtumfang beläuft sich auf rund 560.000 Euro. Vorhabensträger der Maßnahme ist das Kommunale Forum Südraum Leipzig. Projektträgerin ist die LMBV.

Während der Bauarbeiten wird die Brücke Probsteisteg nicht befahrbar sein. Radfahrer und Fußgänger werden die Pleiße in dieser Gegend nur am Schleußiger Weg oder an der Hakenbrücke überqueren können. „Für die damit verbundenen Einschränkungen im Alltagsverkehr bitten wir um Verständnis“, hieß es abschließend dazu aus dem Rathaus.

Freitag, 14. August 2009

Neue Ufer im Frühjahr 2010: Eine Zwischenbilanz von der Baustelle Elstermühlgraben

(Archiv_14_08_br) Sie waren Schandflecke, viele Jahre, die Flüsschen und Gräben, die sich durch Leipzig zogen. Verschandelt durch Abwässer aus den karbochemischen Fabriken im Südraum waren sie erst nicht mehr ansehnlich, stanken und wurden dann verrohrt. Was damit verschwand, war eine der schöneren Seiten Leipzigs als Klein-Venedig. Erst nach der Wende setzte ein Umdenken ein. Vordenkend dabei der Neue Ufer e.V. mit seinen, zu Anfang oft belächelten, Mitstreitern. Sie waren die ersten, die dafür kämpften, die teils vergessenen Wasseradern unter den Fußwegen und Parkplätzen wieder zu öffnen. Wie wichtig dieses Engagement für das Stadtleben war und ist, kann heute sehen, wer an Pleißemühl- und Elstermühlgraben lebt, flaniert oder investiert.

Ein Ende der Fahnenstange ist aber noch lange nicht erreicht. Noch plätschern einige Kilometer der Stadtkanäle im Dunkeln vor sich hin. Bald jedoch ist zumindest ein nächstes Etappenziel erreicht, denn im Zentrum-West zwischen Käthe-Kollwitz- und Friedrich-Ebert-Straße rückt das Bauende eines weiteren Abschnittes in greifbare Nähe.

„Die Arbeiten am zweiten Bauabschnitt der Elstermühlgrabenöffnung zwischen Schreberbrücke und Friedrich-Ebert-Straße verlaufen zügig“, hieß es dazu jüngst auf leipzig.de. „Zu den Arbeiten gehören auch der Bau einer Brücke für Fußgänger und Radfahrer über das so genannte Schreber-Wehr.“
Oberste städtische Lenker des Vorhabens sind Leipzigs Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal und Gewässer-Amtsleiterin Inge Kunath. Beide hatten sich in diesen Tagen zu einem Baustellenbesuch verabredet. "Die Freilegung des Elstermühlgrabens ist ein wesentlicher Bestandteil des integrierten Gewässerkonzeptes", betonte dabei Leipzigs Multifunktionsbürgervertreter Rosenthal. "Ihr kommt große Bedeutung für den präventiven Hochwasserschutz zu." Inge Kunath ergänzte: "Zudem gewinnt Leipzig durch diese zusätzliche Wasserfläche mit ansprechend gestaltetem Ambiente weiter an touristischer Attraktivität."

Das Vorhaben „Freilegung Elstermühlgraben“ erfolgt in drei Schritten. Der Beschluss dafür stammt aus dem Jahre 2004. Von 2005 bis 2007 wurde der rund 400 Meter lange Abschnitt am Ranstädter Steinweg freigelegt. Die Arbeiten am Schreberbad begannen im August 2008. Der Grabenaushub ist jetzt, laut Stadtverwaltung, zur Hälfte abgeschlossen. Momentan werde den Rathausseiten zufolge „eine Unterwasserbetonsohle eingebaut und die Uferwände mit Betonvorsatzschalen verkleidet.“ Außerdem ist der Betonbau für die Wehranlage im Gange. Daran schließt sich die Fertigstellung der Freianlagen am künftigen Nordufer an.

Nächster Schritt ist die Stabilisierung von Betonwänden, um dann die Gewässersohle folgen zu lassen. Das werde „durch den vorübergehenden Einbau von Stahlträgern zwischen den Wänden erreicht, die nach Fertigstellung der Sohle wieder entfernt werden.“ Beim folgenden Aushub wird das Landesamt für Archäologie mit eingeschaltet. Dort wurde der Bereich als „archäologisch bedeutend eingestuft“. Eventuelle Funde in der geschichtsträchtigen Gegend sollen damit gesichert und dokumentiert werden.
Parallel erfolgt der Rathausmeldung vom Donnerstag zufolge die teilweise Verblendung der Ufermauern mit Sichtbeton. Insgesamt sollen die Bauarbeiten noch etwa acht Monate dauern. Anfang 2010 soll der zweite Bauabschnitt weitestgehend fertiggestellt sein. Im nächsten Frühjahr bekommt dann das Wehr seine entsprechende Ausrüstung. Dann soll der Elstermühlgraben an dieser Stelle auch mit einer Anlegestelle für das LeipzigBoot ausgestattet werden.

Das danach anzugehende nächste Kapitel wäre der dritte Bauabschnitt der Freilegung. Er soll zwischen 2010 und 2013 bearbeitet werden. Dazu gehört laut Rathaus auch der Bau von vier Brücken. Leipzig-Touristen sollen aber bereits ab Oktober 2010 von der Anlegestelle im Elstermühlgraben über Elsterflutbett, Pleißeflutbett, Pleiße und Floßgraben bis zum Cospudener See fahren können. Dafür allerdings sind noch einige Hürden zu nehmen.

Mittwoch, 5. August 2009

Zuschlag für alten Bekannten: Auenhainer Strand jetzt mit Bewirtschaftung

(Archiv_05_08_br) Die Suche nach einem Betreiber für den Auenhainer Strand ist beendet. Das Rennen hat die Firma ALL ON SEA gemacht. Der schon vom Schladitzer See bekannte Seenbewirtschafter hat Anfang August sein neues Tätigkeitsfeld übernommen. Laut markkleeberger-see.de wurde ihm die gastronomische Strandversorgung übertragen. Die Leipziger Firma ist aber auch für Volleyballanlage und Grillplatz verantwortlich.

Auf Anfrage werden auch Wassersportangebote wie Segeln, Surfen oder Kiten ermöglicht. Weitere Informationen zum neuen Standort sollen unter (0341) 49 575 88 abrufbar sein.


Laut ALL ON SEA wurde "zunächst mit kleiner Gastronomie" gestartet. Für Events stehe "ein Extrabereich zur Verfügung, der vom täglichen Geschehen auch abgegrenzt werden kann." Die Firma scheint gut verhandelt zu haben. Von möglichen Einschränkungen für die Öffentlichkeit durch den Strand-Bewirtschafter war bislang zumindest nicht die Rede.