Donnerstag, 31. Dezember 2009

Neue Harth und Zwenkauer See: Zweckverbandschef Kai Braun im Interview

Die Neue Harth kam nach der alten Harth, ist irgendwo im Niemandsland zwischen Markkleeberg, Leipzig und Zwenkau zu finden, hat irgendwas mit Wald zu tun und muss wohl da sein, wo auch die A38 ist. So oder ähnlich sieht es aus, das Bild des Normal-Leipzigers von diesem neu aufgeforsteten Stück Landschaft im Leipziger Südraum. Dass es schon am Südufer des Cospudener Sees beginnt und seine Lage im Leipziger Neuseenland einmal eine sehr zentrale sein wird, ist dabei nur wenigen bewusst.

Eine ausgehöhlte Kippenlandschaft ist die Neue Harth schon lange nicht mehr. „Wald-Offenland-Seenmix“, so heißt es im Expertendeutsch, was hier in den letzten Jahrzehnten neu entstanden ist. Mittendrin zwei Wahrzeichen, die beide für sich schon bekannter sind, als die Gegend in der sie stehen: die Bistumshöhe am Cospudener See und jene weiter südlich platzierte Erlebnismaschine, die mit dem Namen „Belantis“ groß geworden ist.


Der Planer mit dem weiten Blick: Zweckverbands-Geschäftsführer Kai Braun. Fotos: Bernd Reiher

„Die Neue Harth ist keine Kippenlandschaft, wo keine Wege durchgehen, sondern eine sehr facettenreiche Landschaft mit Wald, Offenland und Biotopen, die heute schon wie Biotope aussehen“, das sagt Kai Braun, der Geschäftsführer des Zweckverbandes Neue Harth, zu dem was hier in den letzten zwei Jahrzehnten entstanden ist. Der Diplom-Geograf weiter: „Wir müssen nicht erst warten, bis die Landschaft fertig ist, sondern sie ist teilweise schon mehr als fertig – im positiven Sinne, dass wir also nicht nur den Cospudener-See-Rundweg haben, sondern abseits dieses Weges tatsächlich Räume haben, die entdeckt werden wollen.“

Kurz vor Weihnachten trafen wir ihn in seinem Büro im Leipziger Neuen Rathaus. Zur Sache mit dem ausbaufähigen Bewusstsein in der Öffentlichkeit sagte Braun dabei: „Wo kein Wasser ist, zieht es in der Regel auch wenig Leute hin.“ Ein nüchterner Satz - gesprochen von Kai Braun klingt dabei aber auch der lange Atem des Landschaftsplaners mit. Kaum einer weiß schließlich besser, welches Potenzial in diesem schlummernden Stück Landschaft steckt - mit dem Cospudener See im Norden, dem Zwenkauer See an der Südseite und eben jenem Verbindungskanal in der Neuen Harth, mit dem aus beiden einmal ein großes Ganzes werden wird.

Wo er die Neue Harth und den Zwenkauer See in zehn Jahren sieht, was 2009 im Planungsgebiet seines Zweckverbandes geschah, was 2010 kommen wird, warum er keinen „Kraut- und Rübenladen“ will und was das alles mit einem Architektur-Sommer 2010 zu tun hat, das verriet Kai Braun der L-IZ am 22. Dezember im Audio-Interview.


Größe: 8,18 MB. Länge 8'56''. Download

Sonntag, 27. Dezember 2009

Vom weiteren Werden des Wassers im Westen: Interview mit Dr. Sabine Heymann vom Wasser Stadt Leipzig e.V.

Runde 80 Jahre liegt er zurück, der Baustart für den Lindenauer Hafen. Fünf Jahre wurde damals gewerkelt, bis die Arbeiten 1943 eingestellt wurden. Rund die Hälfte der Betonarbeiten soll bis dahin realisiert worden sein. Seitdem ist zwar viel rund um die Anlage geschehen. Fertig geworden ist das Verbindungsstück zwischen Elster-Saale- und Karl-Heine-Kanal allerdings nie. Auch ist das Areal mit der riesigen Kaimauer bis heute auf dem Wasserweg nicht erreichbar.


Lindenauer Hafen und Karl-Heine-Kanal heute und morgen: Stadträtin Dr. Sabine Heymann im Interview. Fotos: Heymann/privat/Bernd Reiher

Sechs Meter tief soll es sein, das Hafenbecken, das sich dahinter verbirgt. Es mit den Wasserwegen im Norden und vor allem dem Süden zu verbinden, dafür gab es in den 90er Jahren erneuten Schub. Den dafür nötigen Rückenwind lieferte die Sanierung des Karl-Heine-Kanales zwischen 1993 bis 1996. Mit ihr rückte auch die stattliche Hafenanlage zwischen Grünau und Lindenau wieder mehr in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Inklusive der Frage, ob der der Fußweg unter der Lützner Straße die einzige Verbindung zwischen beiden Projekten bleiben muss.

Die ist seit einigen Jahren geklärt. Kommen wird er, der Durchstich vom Lindenauer Hafen zum Karl-Heine-Kanal. 2013 könnte es soweit sein, sagt Dr. Sabine Heymann. Sie ist die Vorsitzende des Wasser Stadt Leipzig e.V. Kurz vor Jahresende hatten wir Gelegenheit, mit ihr über das Vorhaben zu sprechen. Thema: das Wasser im Leipziger Westen, der aktuelle Stand der Dinge und das Jahr 2010.

Wie die Pläne derzeit aussehen, was im Unterschied zu Olympia anders geworden ist, wie das Gelände in zehn Jahren aussehen könnte und warum sie deswegen für 2010 eine Spendenaktion plant, das verriet Stadträtin Dr. Sabine Heymann der L-IZ Mitte Dezember 2009 im Interview.


Größe: 9,59 MB. Länge: 10'29''. Download.

Mittwoch, 9. Dezember 2009

Im Stadtrat ist nichts passiert": Monika Heinrich, das "Golfhotel" und der Flächennutzungsplan

(09_12_br) Ein Golfhotel am Cospudener See, das war ein Thema, das Anfang dieses Jahres die Gemüter in Markkleeberg und dem angrenzenden Messestädtchen erhitzte. Geplant war es für das Südost-Ufer des kleinen Tagebaufolgesees, südlich des Hafendörfchens Pier 1. Als Vorhabensträger fungierte damals die Leipziger Unister GmbH. Dass die Drahtzieher aber scheinbar selbst aus Markkleeberg kamen, wurde schnell vergessen, als erst ein anonymer Drohbrief und dann die Fax-Absage der Investoren für das frühzeitige Aus dieses Vorhabens sorgten.


Umwandlung für OBM keine Priorität: Monika Heinrich, Bürgerinitiative, Flächennutzungsplan. Fotos: Bernd Reiher

Seit den Anfängen dieser Wirren ist knapp ein Jahr ins Land gegangen. Zwar sollte der für diesen Wirbel ursächliche Vorbehalt für eine Golfnutzung im Nachgang aus dem Flächennutzungsplan gestrichen werden. Dass daraus aber noch nicht viel geworden ist, ergab jetzt eine Anfrage an die Bürgerinitiative „Stop Privatisierung Cospudener See“. Monika Heinrich ist die Sprecherin dieses Einwohnerverbundes. Warum die derzeitige Ruhe auch eine trügerische sein kann, verriet sie der L-IZ im Kurz-Interview.


Frau Heinrich, nach dem Rückzug des Investors gab es viele Anläufe, den Flächennutzungsplan vom Vorbehalt "Golfplatz/Golfnutzung" zu bereinigen – was ist daraus geworden?
Heinrich: Buchstäblich nichts. Die Stadtverwaltung Markkleeberg wurde bereits im April 2009 durch den Stadtrat beauftragt, Vorschläge zur Änderung des Flächennutzungsplanes (FNP) im Gebiet des Sondergebietes Golfplatz zu erstellen und zur Abstimmung in den Stadtrat zu bringen. Im Sommer stand auf der Tagesordnung der Stadtratssitzung ein Punkt zum FNP. Dieser wurde jedoch kurzfristig wieder gestrichen. Auf unserer Anfrage im Oktober stellte OBM Dr. Klose einen Termin im Dezember in Aussicht. Nach neuesten Informationen soll es nun irgendwann im kommenden halben Jahr zu einem neuen Termin kommen.

Wie lässt sich aus Ihrer Sicht die Haltung von OBM Klose in dieser Sache in den letzten Monaten beschreiben?
Heinrich: Der Stadtrat hat mit dem Auftrag zur Überarbeitung des FNP auch eine klare Richtung vorgegeben: Umwandlung des Sondergebietes "Golfplatz" in Fläche für Wald und naturnahe Grünflächen. Dieses scheint keine hohe Priorität bei Herrn Dr. Klose zu genießen. Wenn man bedenkt, mit welchem Nachdruck OBM Dr. Klose Anfang des Jahres die Umwandlung von naturnahen Fläche für Erholung in Bauflächen verfolgt hat, ist die jetzige Haltung der Stadtverwaltung nicht anders zu erklären. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass der OBM, nachdem sich nun die Wogen etwas geglättet haben, auf den nächsten Investor wartet, um dann dort weiter zu machen, wo er durch die Bürger im Frühjahr gestoppt wurde.

Was ist im Stadtrat in den letzten Monaten in dieser Sache geschehen?
Heinrich: Im Stadtrat ist nichts passiert, da bisher noch kein neuer Entwurf zur Überarbeitung des FNP zur Diskussion vorliegt. Einzelne Stadträte und Fraktionen haben sich aber vor den Kommunalwahlen zum Thema FNP positioniert. Siehe dazu unsere Internetseite.

Wie ist die aktuelle Situation im November/Dezember 2009?
Heinrich: Der Flächennutzungsplan ist seit 2003 unverändert. Nach wie vor ist darin ein Sondergebiet "Golfplatz" vorgesehen. Damit ist es jederzeit möglich, dass neue Pläne zur Bebauung der Naturflächen am Cospudener See auftauchen.

Wie geht es in dieser Sache weiter?

Heinrich: Die Bürgerinitiative verfolgt nach wie vor das Ziel, über eine Änderung des Flächennutzungsplanes der Stadt Markkleeberg, das Sondergebiet am Cospudener See in Flächen für Wald und naturnahe Grünflächen um zu wandeln. Nachdem die Stadtverwaltung hier keine Fortschritte macht, wird die Bürgerinitiative wieder aktiv. Wir haben Herrn OBM Dr. Klose ein Schreiben gesendet, mit dem wir erneut unsere Zusammenarbeit bei der Überarbeitung des FNP anbieten. Wir warten nun gespannt auf seine Antwort.

Bürgerinitiative im Netz:
www.buergerinitiative-cospudener-see.de


Freitag, 4. Dezember 2009

Highfield im Neuseenland: Die Gemeindeverwaltung Großpösna und die Vorbereitungen

(04_12_br) Der Störmthaler See am Südost-Ende von Leipzig, er wird die nächste große Nummer auf der Landkarte des Neuseenlandes sein. Fertig ist er noch lange nicht. Vieles erinnert hier noch an die einst von Menschenhand geschaffene Mondlandschaft. Schon im nächsten Jahr soll an seinen Ufern aber ein Musik-Festival gefeiert werden, das als das größte Ostdeutschlands gehandelt wird.

25.000 Besucher waren es, die beim letzten „Highfield“ am Thüringer Stausee Hohenfelden gezählt worden sind. Eine Zahl, die auch für die Premierenausgabe am Störmthaler See angepeilt ist. „Highfield im Neuseenland“ - ein Vorhaben, für das noch einiges an Vorarbeit zu bewerkstelligen ist. Regieführend dabei ist die Gemeindeverwaltung Großpösna. Von ihr wollten wir wissen, wie es derzeit um die Vorbereitungen steht. Die Antworten kamen von Daniel Strobel, dem Hauptamtsleiter der 6.000 Seelen zählenden Gemeinde.



"Im ersten Jahr mit mobilen Einrichtungen". Foto: Daniel Strobel

Herr Strobel, im Sommer soll das erste Highfield-Festival am Störmthaler See über die Bühne gehen - wie ist der Stand der Dinge bei den Vorbereitungen?
Strobel: Die ohnehin beabsichtigte Erschließung der Magdeborner Halbinsel für den geplanten Hafen, Campingpark und Feriendorf muss nun ein ganzes Stück schneller gehen, als wir das ursprünglich eingeplant hatten. Zur Koordination der Verwaltungen wurde eine Lenkungsgruppe ins Leben gerufen, an der u.a. die Landesdirektion, der Landkreis Leipzig, die LMBV, die Regionale Planungsstelle und das Oberbergamt beteiligt sind. Zu den ganz praktischen organisatorischen Fragen, bspw. wie die Verkehrslenkung organisiert wird, fanden schon Abstimmungsgespräche im Landratsamt Leipzig statt, an denen auch der Veranstalter beteiligt war. Alle betroffenen Ämter sind informiert und arbeiten sehr professionell an der Vorbereitung mit. Desweiteren laufen Abstimmungen, wie die touristischen Angebote im Leipziger Neuseenland für die Festivalgäste genutzt werden können.

Welche Bau- und Erschließungsmaßnahmen sind es, die bis dahin noch realisiert werden müssen?
Strobel: Ziel ist es, konzentriert und zügig an der äußeren Erschließung zu arbeiten. Im ersten Jahr soll z.T. mit mobilen Einrichtungen gearbeitet werden. Der Veranstalter wäre in der Lage, die Wasserver- und Abwasserentsorgung des Geländes vollständig mobil sicherzustellen. Der Stromanschluss muss aber auf jeden Fall 2010 bereitgestellt sein. Im Rahmen der Erschließung werden dann Wasser- und Abwasserleitungen verlegt, die auf die zukünftige Nutzung (Hafen/Feriendorf/Campingpark) ausgelegt sind, das Festival aber berücksichtigen. Wie das technisch aussehen kann, wird gerade untersucht. Die Planungen für die gesamte äußere Erschließung der Magdeborner Halbinsel hat der Gemeinderat am 23.11.2009 vergeben.

Mit wievielen Besuchern rechnen Sie insgesamt?
Strobel: Der Veranstalter hat sich zum Ziel gesetzt, die Besucherzahl dieses Jahres wieder zu erreichen. Das wären 25.000 Gäste. Die Karten sind jetzt schon im Vorverkauf.

Donnerstag, 26. November 2009

Kulkwitzer See und B-Plan Nr. 232: Dr. Ilse Lauter im Interview

„Er erhitzt natürlich die Gemüter seit geraumer Zeit“, das sagt Dr. Ilse Lauter zum Bebauungsplan Nummer 232 für den Kulkwitzer See. Sie muss es wissen. Nicht nur als Stadträtin und Fraktionsvorsitzende hat sie mit diesem Vorhaben zu tun. Auch die Sorgen der Anwohner sind ihr gut bekannt, weil das ihre Nachbarn sind. Wir trafen die Grünauerin am 24. November zum Interview.

Dr. Ilse Lauter ist Fraktionsvorsitzende von Die Linke im Leipziger Neuen Rathaus. Zur Historie dieses Bebauungsplanes sagt sie: „Der B-Plan 232 liegt jetzt in zweiter Variante vor, nachdem es einen Bebauungsplan 232 schon einmal 2005 gegeben hat, der aber nie den Stadtrat erfolgreich passiert hat“. Der alte Plan sei damals von der Verwaltung zurückgezogen worden. Auf die Frage, worum es dabei eigentlich geht, sagte sie im Interview: „Es geht hier um die genaue Abwägung über die Zukunft, die nachhaltige Entwicklung, des Kulkwitzer Sees. Da stehen natürlich verschiedene Interessen einander gegenüber. Die muss man sorgfältig gegeneinander abwägen.“


Da steckt Musike drin: Der Kulkwitzer See und der B-Plan 232. Interview mit Stadträtin
Dr. Ilse Lauter. Fotos Bernd Reiher


Zwei Seiten seien es, um die es dabei geht: Zum einen „natürlich die Interessen des Betreibers an einer touristischen Vermarktung“. Auf der anderen Seite gibt es für Lauter „aber genauso berechtigte Interessen der Anwohner, sei es in Grünau, Miltitz, Markranstädt oder Lausen, die natürlich ihren See, den sie seit 1975 kennen, lieben und nutzen, möglichst so behalten wollen“.

Seit Frühjahr diesen Jahres sorgt die neue Variante dieses Bebauungsplanes nun für Aufregung. Auch weil damit der Zugang zum See erschwert werden und Teile des Naherholungsgebietes verschwinden könnten. Lauter dazu: „Die Tendenz, die Ufer zuzubauen, die Wege so zu gestalten, dass man nicht überall an das Ufer kann“ sei natürlich auch für die Nutzer „so sicher nicht hinzunehmen.“ Die gelernte Pädagogin weiter: „Die Gefahr, die viele Anwohner sehen, dass immer mehr Angebote nur gegen Bezahlung zu nutzen sind, was natürlich gerade in einem Stadtteil wie Grünau, wo es viele Menschen gibt, die sich solche Dinge für sich und ihre Kinder kaum noch leisten können, ärgert die Menschen natürlich besonders.“

„Den Grünauerinnen und Grünauern würde kein Nachteil entstehen, wenn der Bebauungsplan nicht kommt. Wohl aber natürlich dem Betreiber, der dieses Gelände für viele Jahre gepachtet hat“, meinte die Grünauerin später. Dass er nötig ist, darin ist sie sich mit den Gegnern der aktuellen Version durchaus einig. „Ein Bebauungsplan macht durchaus Sinn“, sagt sie auch mit Blick auf solche Dinge wie öffentliche Toiletten oder wieder aufzubauende Spielplätze. Für Lauter sei jetzt zu klären: „Nachhaltige Entwicklung – in wessen Interesse?“ Mehr von ihr und dem Kulkwitzer See im Audio-Interview.

Größe: 7,9 MB. Länge: 8'37''. Download

Montag, 23. November 2009

Zerplante Naherholung am Kulkwitzer See: Interessengemeinschaft im Interview

(23_11_br) Um ein Naherholungsgebiet ging es, als einst in den 1970er Jahren die Pläne für den Kulkwitzer See in die Tat umgesetzt worden sind. Dass sie gelungen sind, können wir heute am Ergebnis sehen. Aus dem einstigen Loch ist eine lebendige Landschaft geworden. Sie allerdings ist so attraktiv, dass es in Leipzig und Markranstädt Bemühungen gibt, diese Potenziale besser zu nutzen. „Bebauungsplan“ heißt das Wörtchen, das momentan ziemlich bedrohlich über der kleinen Idylle am Westend von Leipzig kreist. Warum sie sich trotzdem für ein solches Papier stark macht, das wollten wir von der IG Kulkwitzer See wissen. Gestoßen sind wir auf Elke Göbel, eine der Sprecherinnen der Interessengemeinschaft.


Schreibt Naherholung am Kulkwitzer See ganz groß: Elke Göbel, Sprecherin der IG. Foto: Elke Göbel, privat

Frau Göbel, wie ist die aktuelle Situation beim Kulkwitzer See?
Der Bebauungsplanentwurf (B-Plan) 232 der Stadt Leipzig wurde 2008 zum dritten Mal in fast unveränderter Form vorgestellt, um am Ostufer des Kulkwitzer Sees ein Tourismuszentrum zu etablieren. Fast 10.000 Unterschriften bringen klar zum Ausdruck, dass die Anwohner bzw. Besucher des Sees gegen diesen sehr einseitig auf Fremdtourismus abzielenden Entwurf des Bebauungsplanes sind. Mit dieser Aktion wollen wir mit der Stadt Leipzig in einen ergebnisorientierten Dialog treten. Ein B-Plan wird benötigt, damit endlich Rechtssicherheit hergestellt wird, was erlaubt ist und wie vorrangig die Interessen der Anwohner, der Naherholung und die Gegebenheiten und Werte des Sees gewahrt werden.

Der See, mit einer Vielzahl von Naturjuwelen, ist nicht nur durch die Bebauungspläne gefährdet. Taucher des Tauchsportvereins Leipziger Delphine machen seit Jahren auf eine immer rasantere Verschlechterung der Wasserqualität aufmerksam. Die aus kommerzieller Sicht hoch gelobte Wasserqualität mit großen Sichttiefen ist am Kulkwitzer See nicht mehr vorhanden.

Was gefällt Ihnen am aktuellen Bebauungsplan 232 nicht?
Die Stadtverwaltung widerspricht sich selbst. Einerseits hebt sie die Bedeutung des Naherholungsgebietes (NEG) Kulkwitzer See als einziges NEG und Stadtteilpark für den westlichen Teil Grünaus hervor. Sie weist im Planentwurf darauf hin, dass der Kulkwitzer See bedeutsam sei für wohnungsnahe Erholung. Planungsziel sei, die Naherholungsinteressen der Bewohner zu verbessern. Auch das Stadtentwicklungskonzept (SEKO) führt 2009 aus, dass auch der Kulkwitzer See zu den attraktiven Naherholungsmöglichkeiten unserer Stadt gehört.
Andererseits will die Leipziger Stadtverwaltung diese Naherholung zu Gunsten des Fern- und Eventtourismus deutlich verringern. Im B-Plan sind 13 Sondergebiete für Touristen aufgeführt. Im Umweltbericht des in Rede stehenden Planes werden seitenweise ökologische und soziale Risiken aufgeführt, die gegen diesen Plan sprechen, aber im Planentwurf werden dann keine Konsequenzen daraus gezogen.


Wo ist das Problem?
Neben der Bedeutung scheint auch die Geschichte des Sees völlig in Vergessenheit zu geraten. Nach dem Braunkohletagebau wurde 1973 das Naherholungsgebiet Kulkwitzer See eröffnet. Die Kosten betrugen von 1972 bis 1988 mehr als 35 Millionen Mark aus dem Staatshaushalt und aus Lottomitteln. Es gab z.B. 600 Strandkörbe, 100 Liegestühle – beste Voraussetzungen für Naherholung. Ein Team von knapp 70 Mitarbeitern schuf von 1969 bis 1976 die idyllische Oase am Rande Leipzigs. „Ohne die vielen Helfer, die in ihrer Freizeit an der Entstehung und Gestaltung des Erholungsgebietes mitwirkten, hätten wir das Projekt nie geschafft“, berichtete der 1. Technische Leiter, Frank Böhme, der Grün-As 2003.

In der genannten Zeit entstand von Leipzigern ein Naherholungsgebiet (NEG) für Leipziger. Am Kulkwitzer See, aber auch in seinem Hinterland, hat sich die Natur zurückerobert, was der Mensch ihr einst nahm. Der Mensch darf dieses wertvolle Gut nicht erneut zerstören. In dem derzeitigen 49-seitigen Planentwurf stehen jedoch Hotels, Ferienhäuser und Anlagen für freizeitorientierte Gewerbe- und Dienstleistungsbetriebe in Campingbereichen im Vordergrund.

Nach den geplanten Privatisierungen würden zum Beispiel öffentliche parkähnliche Anlagen und Wiesen an etlichen Stellen verschwinden. Geplante Ausgleichsmaßnahmen entsprechen nicht den bisherigen Erholungsflächen, sind an Stellen geplant, wo sich bereits wertvolle Natur etabliert hat oder sind zum Beispiel in einem völlig anderen Stadtteil in Großzschocher vorgesehen. Der bisherige Planentwurf hat menschlich (Bürgerfreundlichkeit) und ökologisch (naturschutzfachlich) total versagt. Deshalb haben auch so viele Bürger für einen völlig anderen B-Plan, der ihre Interessen berücksichtigt, unterschrieben.

Sie sind nicht gegen einen Bebauungsplan, Sie fordern einen neuen – was muss geändert werden?
Am Kulkwitzer See hat sich die Natur zurückerobert, was der Mensch ihr einst nahm. Der Mensch darf dieses wertvolle Gut nicht erneut zerstören. Deshalb muss der Kulkwitzer See, insbesondere auch das Ostufer, für Anwohner uneingeschränkt zugänglich und seine Natur erhalten bleiben. Es darf keine weiteren Privatisierungen und Verbauungen bisher öffentlicher Flächen geben. Die Naherholung der Grünauer und angrenzender Gemeinden muss die absolute Grundidee aller Planungen sein! Über eine sanfte touristische Nutzung, unter Beachtung der Gegebenheiten des Sees, kann man diskutieren. Der Ferntourismus als bisheriger Leitgedanke der Planungen muss vor dem Hintergrund der nun reichhaltigen Entwicklung des Neuseenlandes deutlich in den Hintergrund treten.

Die Interessengemeinschaft Kulkwitzer See erwartet von der Stadt Leipzig, dass bei der Erstellung eines Bebauungsplanes für den Kulkwitzer See die Naherholungsinteressen der Anwohner umfangreich und konkretisiert einbezogen werden. Es müssen Maßnahmen zur Verbesserung der Wasserqualität und gegen Vandalismus konkretisiert werden.

Der Erhalt der vorhandenen Anlagen und Einrichtungen zur Naherholung sowie der Wiederaufbau des Holzspielplatzes und die Schaffung von erforderlichen öffentlichen und nicht nur saisonal bedingt geöffneten Sanitäreinrichtungen müssen festgeschrieben werden. Es darf keine weiteren Privatisierungen oder Verpachtungen geben, die Voraussetzungen für ein Tourismuszentrum am Kulkwitzer See schaffen. Das Ostufer muss für Anwohner uneingeschränkt zugänglich und seine Natur erhalten bleiben.

Die weitere Gefährdung durch menschliche Ausscheidungen, übermäßig viel Vogelkot und technisch unzureichender Lösungen bei der Wasserableitung ist nicht gebannt. Auch auf diese Problematiken sollte ein B-Plan im Rahmen seiner Möglichkeiten Antworten geben. Risiken dürfen nicht nur genannt, sondern müssen ausgeräumt werden. Sonst stehen in absehbarer Zeit Fischsterben und Badeverbot ähnlich wie am Leipziger Auensee auch am Kulkwitzer See auf der Tagesordnung!


Wie geht es mit Ihrer Initiative weiter, was sind Ihre nächsten Vorhaben?
Der Kulkwitzer See ist einer der wichtigsten Vorteile, in Grünau zu wohnen. Entwickelt sich der See zum Tourismuszentrum, entfällt dieser wichtige Vorteil. Am 21.09.2009 wurden deshalb von der IG zur Quartiersratssitzung den Grünauer Stadträten 6 Fragen zum Naherholungsgebiet Kulkwitzer See übergeben, um die Zusammenarbeit mit den Stadträten zu vertiefen. Zur Zeit bestehen unsere Aufgaben und Vorbereitungen darin, mit den Stadträten Kontakt aufzunehmen, um gemeinsam mit ihnen klar und deutlich die Interessen der Anwohner am NEG Kulkwitzer See gegenüber der Stadtverwaltung zu vertreten.

Da wir nur den einen See gemeinsam haben, stehen die IG Kulkwitzer See aus Leipzig und die BI Pro Kulki aus Markranstädt in engem Kontakt und fordern auch von den Politikern und Verwaltungen beider Seiten eine ganzheitliche Betrachtung des Sees.


Mehr Interessengemeinschaft Kulkwitzer See:
www.kulkwitzersee.com

Sonntag, 15. November 2009

Wildes Wasser Auenhain: Saisonabschluss im Kanupark

(Archiv_15_11_br) Der Kanupark hat Schluss gemacht – zumindest für dieses Jahr. Die Saison auf der Wasserbahn ist beendet. Weiter geht es im Frühjahr 2010. Die dritte Saison ist es, die damit zu Ende geht. Einer der außersportlichen Höhepunkte dieses Jahres 2009 war ein Mittsommernachtskonzert, das am 20. Juni mit den Westsächsischen Symphonikern erstmals über die Bühne gegangen ist.

4,9 Millionen Euro Bundesmittel sind einst in diesen Bau geflossen. Der Spatenstich für die Anlage erfolgte im April 2005. Der Probebetrieb wurde im Jahr 2006 gestartet. Im November folgte die Schlüsselübergabe. Eröffnet wurde der Betonkanal schließlich am 15. April 2007. Was bis dahin entstand, war eine Anlage mit zwei unabhängigen Strecken von 130 beziehungsweise 270 Metern. Beide, damals noch mit Blick auf Olympia, auch für den Kanu-Spitzensport geplant. Mittlerweile spielt auch der Freizeitsport auf dieser Anlage eine wichtige
Rolle.


Mit Spitzensport und Freizeithelden: Kanupark Markkleeberg. Foto: BR

„Der Kanupark am Markkleeberger See ist die modernste Wildwasseranlage in Europa“, heißt es auf kanupark-markkleeberg.de. „Er wurde im Zuge der Leipziger Bewerbung für die Olympischen Spiele 2012 geplant.“ Diese Blase ist bekanntlich geplatzt. Damit hatte sich der Kanupark schon frühzeitig um andere Ziele zu kümmern.

Eine Negativliste war es, auf der die Anlage im November 2008 auftauchte. Sie war Teil eines Berichtes des Sächsischen Landesrechnungshofes. Die Prüfer stellten darin fest, dass das sächsische Kultusministerium „den Bau ohne eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung gefördert“ habe. Zudem habe das Haus ein „erhebliches Landesinteresse an der Anlage“ nicht nachweisen können. Den Buchprüfern zufolge hätte der Bau der Kanu-Anlage vom Kultusministerium nicht gefördert werden dürfen. Trotzdem steht die Anlage seit nunmehr knapp vier Jahren am Markkleeberger See. Sieht man die aktuellen Zahlen, scheint das auch im Jahr 2009 nicht gänzlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit geschehen zu sein.

300.000 Gäste wurden in diesem Jahr im Kanupark gezählt. 40.000 mehrals noch im Jahr 2008. Steigerungen ebenfalls bei den Nutzern im Freizeitbereich. 15.300 waren es im Vorjahr. Stolze 18.500 in dieser Saison. Deutlich geringer allerdings die Zahl der Vereinssportler, die 2009 zum Trainieren kamen. Rund 1.000 waren es in diesem Jahr. 1.500 wurden dagegen im Jahr 2008 gezählt. Erklärung dafür laut Manager Christoph Kirsten: „Der Rückgang lässt sich anhand der Ausrichtung der Deutschen Jugend- und Juniorenmeisterschaften 2008 und dem damit verbundenen höheren Trainingsaufkommen im Jahr 2008 erklären. Zur Zahl der Spitzensportler im Kanupark sagte Kirsten der L-IZ: „In beiden Jahren war die gesamte deutsche Nationalmannschaft bzw. alle Kaderathleten (ca. 100) im Kanu-Slalom mehrmals zu Gast im Kanupark Markkleeberg. Insbesondere 2009 konnte durch die Durchführung von zwei international hochkarätig besetzten Wettkampfveranstaltungen der Anteil der internationalen Spitzensportler deutlich gesteigert werden.“

Auch wettkampftechnisch sah es gut aus im Jahr 2009. Beim Internationalen Frühjahrsrennen wurden 230 Starter aus neun Nationen gezählt. 200 DKV-Sportler waren es bei der EM-Qualifikation. Die Landes-Jugendspiele brachten 80 Starter im Nachwuchsbereich auf die Anlage. Höhepunkt in diesem Jahr: die German Open 2009 ICF Ranking Series. Sie brachten 260 Starter aus 20 Nationen in den Kanupark.

Zum Vergleich das Jahr 2008: Beim Frühjahrsrennen wurden damals 200 Starter gezählt, die Olympia-Qualifikationen brachten letztes Jahr 180 DKV-Sportler nach Auenhain, zu den Deutschen Jugend- und Junioren-Meisterschaften kamen 160 Starter und an den World Series German Open 2008 haben sich 120 Starter aus 8 Nationen beteiligt.

Auch der Plan für die kommende Saison ist schon ziemlich konkret. Am 2. und 3. April geht das Internationale Frühjahrsrennen über die Bühne. Am 24. und 25. April werden WM-Qualifikationen ausgetragen. Für die Tage vom 4. bis zum 8. August haben sich die Junioren- und U23-Europameisterschaften angemeldet.

Auf der Liste der Eigenveranstaltungen steht im Jahr 2010 die Saisoneröffnung am 2. Mai ganz oben. Für den 22. August ist das nächste Pappbootrennen geplant. Auch das Angebot für den Freizeitsport wird sich 2010 nicht verstecken müssen. Wildwasser-Rafting, Power-Rafting und Nacht-Rafting sind geplant. Außerdem finden sich Wildwasser-Kajak-Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene im Programm. Neu auf dem Zettel des Kanuparks für das Jahr 2010: Hydrospeed-Kurse. Sie werden Bestandteil der mittlerweile vierten Saison dieser Anlage unterhalb des Örtchens Auenhain sein.
www.kanupark-markkleeberg.com

Samstag, 14. November 2009

Es brennt die Luft in Markranstädt: Karl Heyde und die jüngsten Vorfälle am Kulkwitzer See

Er hat es des öfteren in die Schlagzeilen geschafft, der Kulkwitzer See am West-End von Leipzig in diesem Jahr 2009. Für die Leipziger Seite war ein Bebauungsplan aufgetaucht, der so schon einmal zurück in die Giftschränke verwiesen worden ist. Auch in Markranstädt hat man in die Pläne zur weiteren Bebauung konkretisiert.


Hochtrabende Pläne von vielen Seiten: der Kulkwitzer See von Südosten aus
gesehen. Fotos: Bernd Reiher


Hier sind für das Westufer des kleinen Gewässers weitere Flächen unter anderem für Eigenheime im Gespräch. Die Anwohner gingen auf die Barrikaden. Es kam zur Sondersitzung. Dabei ging es auch um zu erhaltende Wiesen, die seit Mitte der 90er Jahre aus ehemaligen Feldern entstanden waren. Just am Folgetag dieser Besprechung wurden die aber dummerweise umgepflügt. Mehr dazu im Interview mit Karl Heyde vom NaBu-Stadtverband Leipzig.

Größe: 7,8 MB. Länge: 8'31''. Download

Freitag, 13. November 2009

Nomen est omen: Vom Markenschutz im Leipziger Neuseenland

(13_11_br) Die Wortkombination “einvernehmliche Lösung“ kann eine verfängliche sein. Sie deutet Kompromissbereitschaft an, blendet aber aus, dass es doch irgendwo gelassene Federn geben muss. “Einvernehmliche Lösungen“ werden gesucht, wenn Arbeitsverhältnisse gekündigt werden oder Geschäftsbeziehungen ihrem Ende entgegensehen.

Manchmal werden sie aber auch vorgeschlagen, wenn es um Markenrechte geht. So geschehen in den letzten Oktobertagen des Jahres 2009. Da hat sich der Leipziger Neuseenland e. V. per Post aufgemacht, anderen Nutzern dieses neuen Namens “einvernehmliche Lösungen“ bei der Klärung dieser Gleichheit anzubieten. Grund: der Verein ist seit April Inhaber der Wortmarke “Neuseenland“. Er wolle jetzt eine “Neuordnung der Berechtigungen zur Verwendung“ der Marke vornehmen.

Scheinbar allen Projekten, die diesen Namen irgendwie mit sich führen, hat er die Suche nach “einvernehmlichen Lösungen“ angeboten und sie zu Gesprächen eingeladen. Dummerweise waren auch einige Unternehmungen dabei, für die es eigentlich keine Lösung braucht. Schließlich sind die Rechte auch dieses Markeninhabers nur beschränkt. Ein Hinweis darauf allerdings fehlte nicht nur bei ihnen, sondern bei allen Adressaten, die diese Post erhielten.

“Markenschutz für einen Landstrich, von dem andere vertrieben wurden“, hieß es dazu am 31. Oktober bei radioneuseenland.de. Mehr Informationen über die Hintergründe kamen jetzt aus dem Deutschen Patent- und Markenamt DPMA selbst. Das ist in München angesiedelt. Barbara Preißner ist die Leiterin der Abteilung Marken und Muster und hat uns die Antworten auf ein paar Fragen geschickt.


"Unter Umständen Löschung": Barbara Preißner zum Markenschutz für das Leipziger Neuseenland. Fotos: DPMA/Reiher

Frau Preißner, in der Region Leipzig entwickelt sich ein Markenstreit um die Wortmarke "Neuseenland". Das aber ist ein Name, der für diese neue Landschaft mittlerweile auch von der Allgemeinheit verwendet wird. Welche Rechte hat der Markeninhaber, über die Verwendung eines solchen allgemeinen Begriffes zu bestimmen?
Preißner: Ist eine Marke in das Markenregister des Deutschen Patent- und Markenamtes (DPMA) eingetragen worden, so steht dem Markeninhaber ein ausschließliches Recht zu, sie zu benutzen und darüber zu verfügen. Dieses Recht bezieht sich allerdings grundsätzlich nur auf die Verwendung der Marke für bestimmte Waren oder Dienstleistungen, die der Markeninhaber schon mit der Anmeldung hat benennen müssen. Welche Waren und Dienstleistungen dies im Einzelfalle sind, kann man dem Register entnehmen, in das jedermann Einblick nehmen kann. Der Markeninhaber ist hingegen nicht befugt, generell zu bestimmen, ob und wie ein Begriff losgelöst von den eingetragenen Waren und Dienstleistungen zu verwenden ist.

Einzelheiten zum ausschließlichen Recht des Markeninhabers ergeben sich aus dem Markengesetz. Anderen Personen als dem Markeninhaber ist es danach untersagt, ohne dessen Zustimmung im geschäftlichen Verkehr solche Zeichen zu benutzen, die man mit der eingetragenen Marke verwechseln könnte. Beispielsweise darf man derartige Zeichen nicht auf Waren oder einer Warenverpackung anbringen; man darf unter diesen Zeichen Waren weder anbieten noch in den Verkehr bringen, darf sie weder ein- noch ausführen. Auch in Geschäftspapieren oder zum Beispiel in der Werbung darf man das Zeichen dann nicht benutzen.

Verletzt jemand das ausschließliche Recht aus der eingetragenen Marke, so kann der Markeninhaber von ihm die Unterlassung verlangen und unter bestimmten Umständen auch Schadensersatz fordern. Darüber hinaus kann er in einem solchen Falle gegebenenfalls durchsetzen, dass widerrechtlich gekennzeichnete Gegenstände, die sich im Besitz oder Eigentum des Verletzers befinden, vernichtet werden. Auch Auskunftsansprüche stehen ihm zu.

Es gibt Sportvereine, Neuseenland-Schäferhunde und ein Radio Neuseenland, niemand ist bisher auf die bestehende Wortmarke hingewiesen worden – müssen jetzt alle Projekte umbenannt werden, die den Namen Neuseenland gewählt haben?
Preißner: Zunächst einmal kommt es darauf an, ob ein Zeichen tatsächlich für die Waren oder Dienstleistungen benutzt wird, für die die fragliche Marke auch eingetragen worden ist. Die Benutzung für andersartige Waren oder Dienstleistungen kann trotz der Markeneintragung weiterhin frei sein. Außerdem unterliegt der Markenschutz bestimmten Schranken, die sich wiederum aus dem Markengesetz ergeben. So kann der Markeninhaber beispielsweise einer anderen Person nicht untersagen, im geschäftlichen Verkehr ein mit der Marke identisches oder ähnliches Zeichen als beschreibende Angabe für Waren oder Dienstleistungen einzusetzen, sofern die Benutzung nicht gegen die guten Sitten verstößt. Auch kann der Markeninhaber seine Rechte unter Umständen nicht mehr geltend machen, wenn er seine Marke über einen längeren Zeitraum hinweg nicht benutzt hat.

Wenn jemand meint, dass eine Marke gar nicht erst hätte eingetragen werden dürfen, kann er unter bestimmten, im Gesetz geregelten Voraussetzungen die Löschung dieser Marke beim DPMA beantragen. Abgesehen davon mag eine andere Person über ein älteres Recht verfügen, das dem Recht aus der Marke vorgeht; dabei muss es sich nicht unbedingt um eine eingetragene Marke handeln.

Der Inhaber der Marke bemüht sich momentan um Lösungen mit denen, die diesen Namen ebenfalls nutzen - welche Pflichten und welche Rechte haben sie gegenüber dem Inhaber der Wortmarke?
Preißner: Soweit sich ein Markeninhaber und andere Nutzer einer bestimmten Bezeichnung über die Art und Weise der Benutzung einigen, ergeben sich ihre Rechte und Pflichten in erster Linie aus ihren vertraglichen Vereinbarungen.

Neuseenland und DPMA im Netz: http://register.dpma.de/DPMAregister/marke/register/1839520/300823452/DE

Freitag, 6. November 2009

Ins Netz gegangen: Das Leipziger Neuseenland auf Video-Trip

(06_11_br) Videos aus dem Leipziger Neuseenland können eine lustige Sache sein. Zum Beispiel, wenn man die Landschaft kennt, und das damit vergleicht, was in manchen darüber erzählt wird. Jüngstes Beispiel: ein Video-Porträt vom Markkleeberger See. Auftraggeber war der Seenverwalter EGW. Sie ist eine Tochterfirma der Stadt.

Nicht alles, was man zu sehen glaubt, ist in diesem Falle aber wirklich der Markkleeberger See. Quasi gratis ein kleines Online-Spiel dazu: „Finden Sie Lippendorf!“ Ein Tipp aus der russischen Propagandafilmschule: am Rand und hinter Büschen suchen.

Weniger lustig, dafür mit vielen Fragezeichen, ein anderer Streifen, der seit Anfang Oktober bei YouTube zu sehen ist. Als „Kinospot Neuseenland“ wurde er deklariert. Der Absender allerdings war lange unbekannt.



Nur im Abspann wird deutlich, dass dieses Video keine Privatsache ist, sondern der Tourismusverein Leipziger Neuseenland e.V. mit am Werk gewesen sein muss. Bei der Klärung der Hintergründe trafen wir auf die Sprecherin des Vereines, Sandra Brandt.



"Über Geschmack lässt sich bekanntlich trefflich streiten": Sandra Brandt und
dasYouTube-Video. Fotos: privat


Frau Brandt, warum der Spot bei YouTube – warum wurde die Kommentarfunktion deaktiviert?
Brandt: Der YouTube Kanal wurde lediglich technisch dafür genutzt, um den Spot ohne großen Programmieraufwand auf dem Internetportal leipzigerneuseenland.de zeigen zu können, wo auch eine Möglichkeit zur Abgabe von Kommentaren besteht.

Wer war Auftraggeber?
Brandt: Der Kinospot ist im Auftrag des TV Sächsisches Burgen- und Heideland im Rahmen des Marketingplanes 2009 für das Leipziger Neuseenland erstellt worden. Die inhaltliche Betreuung lag beim TV Leipziger Neuseenland und beim Grünen Ring Leipzig.

Warum wurde auf eine öffentliche Ausschreibung verzichtet?
Brandt: Selbstverständlich wurde die Leistung ausgeschrieben (beschränkte Ausschreibung), insgesamt lagen 4 Angebote vor. Als Vereine sind wir an eine wirtschaftliche Arbeitsweise gehalten, die wir jedes Jahr den Mitgliedern transparent darstellen müssen und die durch die Kassenprüfer und Fördermittelstellen streng kontrolliert wird. Der Auftrag wurde als Leistungspaket zusammen mit der Erstellung eines Filmportraits zum Wassertourismus im Leipziger Neuseenland an die picturesound studios vergeben.

Was soll dieser Spot dem Betrachter eigentlich sagen?
Brandt: Die Botschaft des Kinospots liegt in der Positionierung des Leipziger Neuseenlandes als Wassersport-Kultur-Destination mit einem abwechslungsreichen Angebot. Kinowerbung ist die beliebteste Werbeform der 14- bis 29-Jährigen, der Spot wurde deshalb auf die Bewusstmachung des touristischen Angebotes auf diese Zielgruppe ausgerichtet. Über Geschmack und Gestaltung lässt sich bekanntlich trefflich streiten, was auch ein klassischer Werbeansatz ist, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. Ansonsten wäre fliegendes Toilettenpapier in der Fernsehwerbung auch nicht zu erklären. Uns liegen zahlreiche positive Rückmeldungen zum Spot vor. Und selbst wenn dazu ebenso viele mit einer anderen Meinung kommen, hätte man werbetechnisch viel erreicht, da der wichtigste Effekt eben ist, dass überhaupt darüber gesprochen wird.

Wo wird dieser Spot eingesetzt?
Brandt: Der Kinospot lief im August in jeweils 3 (nicht zufällig) ausgewählten Kinos in Thüringen, Sachsen-Anhalt, Berlin und Brandenburg. Durch die Auswertung der Internetzugriffe und der Anfragen an die Tourist-Infos können wir bereits jetzt sagen, dass die Marketingaktionen 2009 ein Erfolg waren. Das Leipziger Neuseenland konnte auch in diesem Jahr wieder steigende Besucherzahlen verzeichnen.

Video einbetten: http://www.youtube.com/watch?v=lWItN_4SQRo


Samstag, 10. Oktober 2009

Neuer Turm für Neuseenland: Bauarbeiten für schwimmende Kirche Vineta

(10_10_br) Am 2. November beginnen in Großpösna die Bauarbeiten für die schwimmende Kirche Vineta. Damit wird der Endspurt für das lange geplante Gebäude eingeleitet. Die Fertigstellung ist für den Sommer 2010 vorgesehen.

Das Projekt Vineta soll zukünftig als Nachbildung der ehemaligen Magdeborner Kirchturmspitze an die durch den Tagebau verlorenen Siedlungen, Orte und Gemeinden erinnern. Allein im von 1937 bis 1996 sind dabei neben Magdeborn weiter 13 Ortschaften weggebaggert worden. Insgesamt haben dabei im mitteldeutschen Revier runde 24000 Menschen ihre Heimat verloren. Laut Gemeinde Großpösna soll diese Thematik auch im Innenraum des Gebäudes aufgenommen werden. Unter anderem sollen Stahlplatten auf dem Boden an die abgebaggerten Orte erinnern. Außerdem sollen noch erhaltene Elemente der Kirche Cröbern in die Gestaltung des Innenraumes einbezogen werden.




Die Ankerfundamente für das schwimmende Kunst- und
Kulturprojekt Vineta sind schon im Jahr 2002 gelegt worden. Damals in den noch trockenen Seegrund. Der symbolische Spatenstich war im September 2007 vollzogen worden. 2008 folgten die Pontons. Mittlerweile muss der Wasserstand des Störmthaler Sees nur noch um fünf Meter steigen – dann ist der Bauplatz der Vineta geflutet.



Der eigentliche Hochbau des Hauses soll schon in diesem Dezember abgeschlossen sein. Das Einschwimmen und Verankern am eigentlichen Standort ist für das Frühjahr 2010 vorgesehen. Wenn alles klappt wie geplant, könnten im Sommer des kommenden Jahres schon die ersten Veranstaltungen im neuen Haus über die Bühne gehen.
Dazu hieß es weiter aus Großpösna: „Schon jetzt gibt es zahlreiche Interessenten, die Veranstaltungen durchführen oder sich im künftigen Trauzimmer auf der Vineta das Ja-Wort geben wollen.“ Das Großpösnaer Gemendeamt führe dafür schon jetzt einen eigenen Terminkalender.

Träger des Vorhabens ist die LMBV. Umgesetzt wird es im Auftrag des Freistaates und der Gemeinde. Die Gesamtkosten liegen laut Verwaltung bei rund 870.000 Euro. Ein Großteil wird als so genannte Paragraph-4-Maßnahme abgerechnet. Zehn Prozent der Gelder kommen aus dem Gemeindesäckel von Großpösna.

Freitag, 2. Oktober 2009

Dörfliche Winzer, amtlicher Schildbürger Störmthaler See: Der Gemeinderatsbeschluss

(Archiv_02_10_br) Hopp oder top, klagen oder lassen – so hieß es bei der Großpösnaer Gemeinderatssitzung am 21. September zum Thema Zukunft des Weinanbaus am Störmthaler Sees. Die Mitglieder des Gremiums hatten über den weiteren Weg des umstrittenen Vorhabens zu entscheiden. Am Ende des Abends war das Pendel zugunsten der Reben am Ostufer ausgeschlagen. Einschließlich der Mandatsübergabe dieser Sache an den Rechtsanwalt Klaus Füßer.

“Der Gemeinderat befürwortet grundsätzlich Hobbyweinbau durch den Störmthaler Weinbau e. V. am Ostufer des Störmthaler Sees im derzeitigen Umfang von 5.521 m²“, heißt es im Beschluss der Gemeinde vom 21. September. Das Protokoll weiter: “Die Verwaltung wird beauftragt, das Klageverfahren beim Verwaltungsgericht 5K439/09 weiter zu betreiben und Rechtsanwalt Füßer (Leipzig) mit der Vertretung zu mandatieren.“ Die Fläche am Ostufer des Sees sei den Räten zufolge “der Nutzung für die Zwecke des Hobbyweinbaus zuzuführen“. Die Verwaltung werde laut Beschluss außerdem beauftragt, die im Gutachten von Rechtsanwalt Füßer enthaltenen Empfehlungen umzusetzen. Großpösna beim Wein also weiter am Ball. Jetzt aber mit Rechtsbeistand.

Der dabei eingeschaltete Verwaltungsrechtler Füßer scheint in seinem Metier kein unbeschriebenes Blatt zu sein. In seiner Referenzliste sind neben Gemeinden, Kliniken und Wohnungsbau-Unternehmen auch eine Werft und ein Energieversorger zu finden. Füßer am Tag nach dem Beschluss auf die Frage nach dem weiteren Zeitplan: „Die Gemeinde wird zeitnah mit unserer Unterstützung mit dem Weinbauverein und den einzelnen Hobbyweinbauern über eine Anpassung der bestehenden Pachtverträge sprechen. Aus Sicht der Gemeindeverwaltung wird es darauf ankommen, entsprechend dem Handlungsauftrag des Gemeinderates deutlich zu machen, dass die Gemeinde den Weinberg dauerhaft will und den Hobbyweinbau unterstützt.“

Wichtigste Maßgabe aus Füßers Sicht: Einhaltung bestehenden Rechts. Der Anwalt dazu: „Die Gemeinde will sich aber zugleich absichern, dass die nach dem EU- wie deutschen Weinrecht maßgeblichen Vorgaben (ausschließlich privater Verbrauch des Weins, keine Vermarktung, Einhaltung der sog. 100qm bzw. '1 Ar'-Regelung) auch verlässlich eingehalten werden und sie anderenfalls Sanktionsmöglichkeiten hat. Deshalb hat der Gemeinderat auf meine Empfehlung der Gemeindeverwaltung aufgegeben, streng auf die Einhaltung der Vorgaben zu achten.“

Ebenfalls Bestandteil des Gemeinderatsbeschlusses vom 21. September: weitere Gesprächsversuche mit dem Ministerium. Füßer zu diesem möglichen Weg der Einigung: „Im Idealfall gelingt es, das SMUL von der Legalität des Weinbergprojekts in der jetzt vorliegenden Form zu überzeugen. Angestrebt ist auch, dass das SMUL dies im Wege eines förmlichen Bescheides bestätigt, analog dem Vorgehen der zuständigen Behörden anderer Länder in anderen Beispielsfällen. Das würde für alle Beteiligten Planungs- und Investitionssicherheit schaffen. Immerhin wollen der Verein und die Hobbyweinbauern weiter in das Projekt investieren.“

Klare Worte in Großpösna, müdes Schulterzucken allerdings aus dem Landwirtschaftsministerium SMUL-Sprecher Frank Meyer sagte am 25. September der L-IZ: „Das als Rechtsgutachten bezeichnete Papier der Rechtsanwälte Füßer und Kollegen aus Leipzig ist hier im Hause bekannt. Die darin aufgezeigten Auswege, die einen Erhalt der illegal mit Keltertrauben bepflanzten Flächen juristisch begründen sollen, halten wir nicht für überzeugend.“

Darauf käme es laut Meyer “aber auch nicht an.“ Der SMUL-Sprecher weiter: „Wenn sich in einer juristisch zu bewertenden Angelegenheit zwei Parteien nicht einigen können, dann entscheidet in vielen Fällen ein Gericht. Diesen Weg hat die Gemeinde Großpösna bereits beschritten. Dass Rechtsanwälte in dieser Situation die Rechtsauffassung ihrer Mandanten zu untermauern versuchen, liegt in der Natur der Sache und erscheint schon aus wirtschaftlichen Gründen nachvollziehbar.“

Von dem am 21. September gefällten Beschluss hat Meyer nach eigenen Angaben am 25. noch nichts gewusst. Zur Frage nach einer Einigung sagte er: „Es besteht nach wie vor die Möglichkeit, die Weinstöcke, die über eine Fläche von 100 m² hinausgehen, zu entfernen und die Flächen anderweitig zu bepflanzen, zum Beispiel mit Tafeltrauben, aus denen kein Wein gekeltert werden kann.“ Nach Friedenspfeife klingt das nicht.

Samstag, 19. September 2009

Weinstreit am Störmthaler See: Rechtsanwalt Klaus Füßer im Interview

Er bewegt viele Gemüter, der Weinbau am Störmthaler See. Wie es damit weitergeht, das könnte am kommenden Montag entschieden werden. Dann, wenn der Gemeinderat sich zum nächsten Mal mit der Sache zu befassen hat.


"Das ist falsch!" sagt Klaus Füßer zum Nein des SMUL in
Sachen Störmthaler Wein. Fotos: Bernd Reiher


Zu dieser Sitzung eingeladen ist auch der Leipziger Rechtsanwalt Klaus Füßer. Seine Kanzlei hat am 2. September ein Gutachten zu diesem Thema veröffentlicht. Auftraggeber: Gemeinde Großpösna. Wir trafen ihn am 18. September zum Interview.

Größe: 4,8 MB. Länge: 5'58'' Download

Freitag, 18. September 2009

Dörfliche Winzer, amtliche Schildbürger (3): Das Rechtsgutachten der Kanzlei Füßer

(Archiv_18_09_br) Eine schräge Geschichte ist sie schon, die Sache mit dem Weinanbau am Störmthaler See. Bürger pflanzten Keltertrauben an die Ufer ihres neuen Gewässers. Landwirtschaftsministerium sagt: Nein. Gemeinde sieht Fehler ein und will Strafgeld bezahlen.

Kommt entgegen, parzelliert Weinanbau und will jetzt Hobbywinzerschaft betreiben. Landwirtschaftsministerium aber winkt weiter ab und verlangt Rodung. Weil geltendes Recht einzuhalten sei und Parzellierung von Anfang an hätte bestehen müssen. Gemeinde hüllt sich in Schweigen. Das Ministerium hält sich streng ans Gesetz. Zu streng, wie manche Kritiker mittlerweile meinen.

Einer davon ist der Landtagsabgeordnete Michael Weichert von Bündnis90/Grüne. Er hatte sich im Juli eingeschaltet und dabei auch einen Termin beim Minister. Die Ergebnisse waren mager. Weichert spricht seitdem von drakonischem Vorgehen und einer gewissen Sturheit des obersten Behördenchefs.

Klare Worte. Harte Fronten. Frischer Wind kommt jetzt von der Anwaltskanzlei Füßer und Kollegen. Die am Leipziger Thomaskirchhof werkelnden Juristen haben jetzt ein „Rechtsgutachten zur Klärung der Möglichkeiten für Weinbau am Störmthaler See“ vorgelegt. Auftraggeber: Gemeinde Großpösna. Fazit: Gute Aussichten für eine Klage.

„Füßer & Kollegen“, so heißt es in deren Text vom 2. September, „haben jetzt im Auftrag der Gemeinde ein umfassendes Rechtsgutachten zur Frage vorgelegt, ob – und wenn ja: wie und mit welchen Maßgaben – das Projekt trotz der Bedenken des SMUL weiterverfolgt werden kann.“ Die Anwälte stellen darin fest, „dass die Reben ohne Verstoß gegen das Weinrecht belassen werden können, wenn keine Trauben geerntet werden.“

Aus Sicht des Weinrechts sei gegen eine rein landschaftsgestalterische Verwendung der bereits gesetzten Reben nichts einzuwenden. Auch die Verwendung der Flächen durch Hobby-Weinbauern sei laut Anwaltsbüro rechtlich zulässig, „soweit bestimmte Voraussetzungen eingehalten werden.“ Einziger Knackpunkt wäre der Verkauf. Die Meinung der Füßer-Kollegen dazu: „Eine Vermarktung der von diesen Flächen stammenden Weinen darf allerdings nicht erfolgen.“ Eine zukünftige Vermarktung des Weines auch aus Großpösna sei aber nicht von vornherein ausgeschlossen. Laut Füßer und Kollegen bedürfte es dabei aber insofern „des Tätigwerdens der Sächsischen Staatsregierung, die bisher alle Bestrebungen bekämpft hat, in Großpösna Wein anzubauen.“

Zusammenfassend heißt es in dieser Sache aus der Kanzlei: „Füßer & Kollegen sehen für die Gemeinde Großpösna gute Erfolgsaussichten für die Klage gegen den Sanktionsbescheid des SMUL. Eine rechtmäßige Ausgestaltung des Projektes 'Weinbau am Störmthaler See' kann mit den vorliegenden Erkenntnissen sichergestellt werden, ohne dass die bestehenden Pflanzen gerodet werden müssen.“
Zusammenfassung Rechtsgutachten bei Füßer und Kollegen

Dienstag, 15. September 2009

Ranaboot, LSB und Bootsbau Kehr: Neuigkeiten vom LeipzigBoot

(Archiv_15_09_br) Straßenbahnen und Busse sind es, die sich als erste in die Gehirnwindungen schleichen, wenn man an die Leipziger Verkehrsbetriebe denkt. Dass die LVB auch etwas mit der Leipziger Fahrgastschifffahrt zu tun haben, ist weit weniger bekannt. Dieses Kapitel ist jetzt Geschichte.

Die zehn Jahre dieses Engagements sind beendet. Bekannt gegeben wurde das während einer Bootsfahrt am 8. September. Einziges Thema war der Ausstieg dabei nicht. Es ging auch um das LeipzigBoot und seine Zukunft, die bislang von der LVB-Tochter LSB mitgestaltet wurde. Als Gesellschafter der Ranaboot GmbH.




Dieser Schreibtisch wird jetzt geräumt. „Nach 10 Jahren beenden die Leipziger Servicebetriebe (LSB) GmbH ihr Engagement im Schifffahrtsbereich in Leipzig“, hieß es dazu offiziell. „Die Markkleeberger Bootsbau Kehr GbR ist nunmehr alleiniger Gesellschafter der Ranaboot GmbH, also der Gesellschaft die das LeipzigBoot baut.“

Eine Dekade LVB, LSB und Mobilität auf dem Wasser – begonnen hatte alles mit der Weltausstellung Expo 2000. Damals haben die LSB mit der MS “Cospuden“ das Zeitalter der Fahrgastschifffahrt im Leipziger Neuseenland mit angekurbelt. 2004 kam mit der “Solaria1“ die erste Solarfähre dazu. Beim Kurswechsel 2006 wurde der Fahrgastbetrieb privatisiert. Er liegt seitdem in den Händen der Tourismus- und Freizeitservice GmbH. Bootsbau war es, worum die LSB sich fortan kümmerten.

Der Startschuss dafür fiel 2007. Mit dem Erwerb von Anteilen der Ranaboot GmbH. Gemeinsam mit der Bootsbau Kehr GbR. Damit konnte ein Stück des weiteren Weges des LeipzigBootes geebnet werden. Mittlerweile sind zwei Typen davon unterwegs. Einmal das Mehrpersonenboot, das mit seinem satten Olivgrün schon von vielen Kameras abgelichtet wurde. Zum anderen der kleinere eher privaten Dingen zugedachte Typ, der im Februar auf den Namen “Henriette“ getauft wurde.

Der LSB-Abgesandte in dieser Ranaboot-Kooperation war deren Geschäftsführer Kai Rensmann. Sein Motto in dieser Angelegenheit: “Vom Reichsgericht bis nach Cospuden“. Auch sein Abschied aus der Ranaboot GmbH war es, der bei dieser Bootsfahrt bekannt gegeben wurde. Gemeinsam mit Reiner Kehr nutzte er die Tour aber auch, um noch einmal die Entstehungsgeschichte des LeipzigBootes zu beleuchten.



Das schwierigste Kapitel dabei: der Antrieb. „Erdgasantrieb finden sie kaum“, brachte Kehr dabei die Problematik auf den Punkt. Der Bootsbauer weiter: „Die Betankung gibt es an der Wasserkante nicht. Sauberste Lösung auf dem Wasser ist Strom. Aber dass wir durch einen erdgasbetriebenen 4-Takter Strom erzeugen und letztendlich auch mit Strom fahren, das war für uns absolutes Neuland.“ Fremdes Territorium. Im Auftragsbuch aber scheinbar so gewollt.

Möglichst wenig Emissionen sollten es sein. Über dem Wasserspiegel, aber auch darunter. “Schwallbildung und Wellenbildung“ seien laut Kehr die Dinge, die es auch aus städtischer Sicht möglichst zu vermeiden galt. Große Wellen seien nur für wenige nützlich. Kehr: „Da freuen sich sicherlich Firmen, die Ufer reparieren dürfen, belastet aber das Stadtsäckel. Man möchte aber diese Uferanlagen in jeder Form schützen. Die enorme Schwallbildung im Verlaufe der Jahre hat ja zu erheblichen Beschädigungen zum Beispiel im Karl-Heine-Kanal geführt. Wo ja rechtsseitig gleich der Fahrradweg einfach runtergebrochen ist.“

Kaum eine Welle, das kann bestätigen, wer das LeipzigBoot einmal fahren sah. Allein der Verdienst von Reiner Kehr ist das nicht. „Da hat die Stadt schon vor Jahren einen Herrn Masilge, Schiffsbauingenieur, Berlin-Weißensee, beauftragt, ein entsprechendes Boot mit dem entsprechenden schwellarmen Unterwasserschiff zu konstruieren“, so der Leipziger Bootsbauer dazu. Das sei nicht seine Arbeit gewesen. Er habe detailgetreu nach Konstrukteursangaben gefertigt. Dann gab es Tests im Versuchskanal. Ergebnis laut Kehr: „Die Wellenbildung die zu erwarten ist. Wir haben die Sache am Original überprüfen können. Siehe da: Die Ergebnisse sind deckungsgleich oder sogar geringer.“

Boote baut die Kehr GbR seit rund zehn Jahren. Wer ihren Chef hört, hat eine Ahnung, dass in seinem LeipzigBoot auch viel Herzblut stecken muss. Locker blieb er trotzdem auch angesichts der Kritik, die seit einigen Monaten aus den Reihen der Umweltschutzverbände kommt. Formuliert im Juli von Leo Kasek bei einem NaBu-Presserundgang durch den Auewald. Eine Fehlentwicklung sei das LeipzigBoot, meinte er damals. Auch, weil die Wellenwirkung zwar nicht zur Seite, dafür aber nach unten gerichtet sei. Gefährlich gerade für den empfindlichen Floßgrabengrund, den zu schonen eines der Ziele bei der Entwicklung des LeipzigBootes war.

Bootsbauer Kehr dazu: „Natürlich haben wir eine geringe Ausbreitung, so wie die Wasserlinien den Bootsrumpf umstreichen, nach außen. In der Breite natürlich mehr. Da wir aber einen flachen Boden haben, haben wir kaum eine Wasserlinienführung für Grunderosion, die hier befürchtet wird.“ Das sei eigentlich fast unmöglich und schließlich auch im Wellenkanal geprüft worden. Der Bootsbauer schließlich dazu: „Ich glaube, da macht die normale Fließgeschwindigkeit des Wassers mehr Erosion am Boden, wie das Boot.“

Ein kämpferischer Reiner Kehr aber auch, wenn es um die Windempfindlichkeit des LeipzigBootes geht. Auch das ein Kritikpunkt der Leipziger Naturschützer. Kehr: „Das Boot besitzt eine Herstellerplakette, wo auch drauf steht, bis zu wie viel Windstärken es gefahren werden kann. Es darf bis vier Windstärken gefahren werden. Wenn wir einmal fünf Windstärken haben, dann lade ich den ein, der das gesagt hat. Den kenne ich nicht und er kennt auch unsere Boote nicht. Dann zeige ich Ihnen, dass es trotzdem funktioniert. Weil: wir haben, auch wenn mehr Wind ist, immer noch genügend Sicherheiten und Reserven da.“

2010 könnte das erste große Jahr des LeipzigBootes werden. Dann ist die Schleuse am Connewitzer Wehr fertig. Erstmals könnten dann auch Motorbootfahrten von den Stadtgewässern nach Cospuden möglich sein. Spannend für alle Beteiligten vorher noch die Jungfernfahrt durch den Floßgraben. Dass der sich als Wasserstraße für Motorboote dieser Größe eignet, steht bislang schließlich nur auf dem Papier. Getestet wurde das aber nicht.

Angela Zabojnik vom Amt für Stadtgrün und Gewässer zur Frage nach dem Warum: „Leider konnten wir eine Probefahrt bisher nicht durchführen, da die notwendigen Randbedingungen nicht gegeben sind. Es gibt in diesem Bereich des Auwaldes keine Slipmöglichkeit, die wir nutzen könnten, ohne in den Auenbereich einzugreifen.“

Ob Bootsbauer, Naturschützer, Gewässerverbund oder Stadt: in Sachen LeipzigBoot wartet alles auf die Schleuse am Connewitzer Wehr. Die könnte laut LSB-Mann Kai Rensmann nach aktuellen Berechnungen im April oder Mai 2010 fertig sein. Ihn wird man dann nur noch als Fahrgast auf den LeipzigBooten sehen. Ein Ehrenplatz scheint ihm dabei aber jederzeit sicher.

Montag, 7. September 2009

Neues Boot für Kanuverleih am Wildpark: Der Spreewaldkahn ist da

Alu-Bauweise, Elektro-Motor, Gel-Batterien, 20 Sitzplätze, Baujahr 2009 - das sind die technischen Eckdaten des neuen Personenbeförderungsbootes für den seit diesem Sommer geöffneten "Kanuverleih am Wildpark" an der Connewitzer Pleiße.


Ein Spreewaldkahn für Leipzigs Stadtgewässer: Der "Kanuverleih am Wildpark" hat sein Motorboot bekommen. Fotos: Bernd Reiher

Das Wassertaxi wurde von einer Werft in Lübben im Spreewald gebaut. In Leipzig angekommen wurde es auf den Namen "Aegir" getauft. Am 4. September wollten wir genau wissen, was das für ein Boot ist, was die Leute vom Kanuverleih damit vorhaben und wie lange man damit in dieser ausgehenden Saison noch verreisen kann. Die Antworten kamen von Marcus Scholz vom Kanuverleih.

Größe: 2,8 MB. Download

Freitag, 4. September 2009

Freie Fahrt gen Süden: Ende der Bauarbeiten an der Flossgraben-Brücke in Sicht

(Archiv_04_09_br) Die neue S46-Brücke am Markkleeberger West-Ende ist fertig. Das Bauwerk überquert den Flossgraben in Höhe des Waldbades Lauer. Das einst hier endende und verrohrte Rinnsal ist jetzt wieder geöffnet. Eine freie Fahrt von den Stadtgewässern über die Lauer zum Cospudener See scheint ab sofort möglich.



Das Bauwerk am Ziegeleiweg soll nach früheren Angaben eine lichte Weite von 7,60 Meter haben. Der Flossgraben scheint an dieser Stelle verbreitert worden zu sein. Breite jetzt: 3,50 Meter.

Spannend bleibt, wann das LeipzigBoot zum ersten Mal hier ankommen wird. Noch hat es keine Probefahrt mit der Leipziger Eigenentwicklung auf dem Flossgraben gegeben. Die Organisatoren verweisen auf die Fertigstellung der Connewitzer Schleuse. Bislang habe es keine geeignete Slipmöglichkeit gegeben, die man hätte nutzen können, ohne den Auenbereich zu verletzen.

Endspurt bei der nächsten Grube: 80 Prozent beim Zwenkauer See

(Archiv_04_09_br) Der Zwenkauer See hat einen Wasserstand von 94 Metern erreicht. Damit fehlen nur noch 19,5 Meter bis zur Endmarke von 113,5 Metern. Schätzungen, wann die erreicht sein soll, reichen von 2010 bis 2014. Mit dem Ende der Flutung wird der Zwenkauer See das größte Gewässer des Leipziger Neuseenlandes sein.

Donnerstag, 3. September 2009

Der Markkleeberger See und der Segelsport: Neue Steganlage an der Seepromenade

(Archiv_03_09_br) Es war im Sommer, als die MS Solaria für einige Wochen auf ihre Anlegestelle an der Seepromenade des Markkleeberger Sees verzichten musste. Grund waren Bauarbeiten unterhalb der Seepromenade in Höhe des Strandcafés. Hier gibt es schon seit Gewässerfreigabe im Jahr 2006 einen kleinen Steg. Er ist jetzt erweitert worden. Dient mittlerweile nicht mehr nur als Anlegestelle für die Schifffahrt. Er beherbergt jetzt auch die ersten Privatliegeplätze für Segler am Markkleeberger See.



Ein Wellenbrechersteg ist es, der bei den Bauarbeiten auf eine Länge von rund 30 Metern angewachsen ist. Das schwimmende Bauwerk kann jetzt bis zu 20 Booten eine Heimat geben. Auch für die Anlagen im Umfeld wurde gesorgt. „Die notwendigen Sanitäreinrichtungen (WC/Dusche) sind mittlerweile fertiggestellt“, so Claus Mann vom Seenbetreiber EGW dazu. Einige Kleinigkeiten fehlen noch. Stromversorgung gibt es am Anleger zum Beispiel noch nicht. Das soll aber in den nächsten Monaten folgen.

„Zur Saisoneröffnung im Jahre 2010 soll die vollständige Nutzung der Steganlage erfolgen“, so der EGW-Geschäftsführer weiter. “Schon im laufenden Monat“ könne ihm zufolge aber eine eingeschränkte Nutzung für die ersten Boote beginnen. Bis Ende Oktober. Dann heißt es auch am Markkleeberger See: Winterpause. Bis zum Frühjahr 2010.

Der neue Saisonstart ist für Anfang April vorgesehen. Anfragen nach Liegeplätzen können aber schon jetzt eingereicht werden. Interessenten sind gebeten, ihre Anfragen an die E-Mail-Adresse bewirtschaftung(at)markkleeberger-see.info zu schicken.

Wichtig bei einem Steg aber auch die Frage nach der Sicherheit für die hier liegenden Boote. „Der Zugang zur Steganlage ist durch ein entsprechendes Tor verschlossen“, so Claus Mann dazu. Einen Zugang gebe es nur für berechtigte Nutzer. Das wird manchmal noch verwechselt. Zusätzlich zum Tor habe sich die EGW aber zur Aufgabe gemacht, “durch erhöhte Präsenz für Ordnung und Sicherheit zu sorgen.“

Boot rein, Boot raus – ebenfalls eine Frage, die jeden Bootsbesitzer beschäftigt. Die nötigen Slipvorgänge sollen laut Claus Mann derzeit an der kleinen Slipstelle am Strandbad Markkleeberg-Ost erfolgen können. Auch dabei soll das Jahr 2010 Besserung bringen. Dann wird Mann zufolge “in der Auenhainer Bucht südlich vom Kanupark eine ausgebaute Slipstelle zur Verfügung stehen.“

Seit dem Ende der Umbauarbeiten wird der erweiterte Steg an der Seepromenade auch wieder regelmäßig von der MS Solaria angesteuert. Deren Heimathafen ist der Kanupark an der Südost-Seite des jüngsten Gewässers im Leipziger Neuseenland. Die beide verbindende Schifffahrtslinie wird noch bis zum Oktober bedient.

Noch in diesem Monat allerdings stehen zwei andere Jahreshöhepunkte auf dem Veranstaltungsplan des Markkleeberger Sees. Einer ist der 10. Südraum-Marathon am 12. September. Der zweite ist das Fischerfest, das am darauf folgenden Wochenende gefeiert werden soll. Dabei unter anderem wieder geplant: Schauangeln, Kinderangeln und jede Menge Fisch.

Mittwoch, 2. September 2009

Kanuverleih am Rennbahnsteg: Gespräch mit Oliver Schulze

Ein mobiles Bootshaus für Leipzig - das klingt nach einer interessanten Sache. Keine Zauberei ist es allerdings, die dahinter steckt, sondern ein Mann mit einer guten Idee. Oliver Schulze heißt er und ist seit letztem Sommer mit seinem mobilen Bootsverleih auch am neuen Steg an der Leipziger Pferderennbahn zu finden.


Der Mann vom Bootsverleih am Rennbahnsteg: Oliver Schulze.
Foto: Bernd Reiher


Wir trafen ihn am 2. September an seinem Hauptquartier im Leipziger Clara-Zetkin-Park. Es ging natürlich um Boote, aber auch um die Entstehungsgeschichte seiner Firma und die Frage, warum nach seiner Ansicht aus dieser Idee auch Realität werden musste.


Größe: 4 MB.
Download


Montag, 24. August 2009

Von dörflichen Winzern und amtlichen Schildbürgern: Michael Weichert und der Störmthaler Wein

Es ähnelt ein wenig dem Treiben rund um ein gallisches Dorf, was seit einigen Monaten im kleinen Neuseen-Dörfchen Störmthal vor sich geht. Dort haben Einwohner ein paar Rebstöcke an die Ufer ihres wachsenden Tagebausees gepflanzt. Wem das aber gar nicht gefällt, das ist das Umwelt-Ministerium in der fernen Regierungsstadt Dresden. Hier wurde prompt ein Verbot erlassen und mit Rodung gedroht. Die Störmthaler ließen sich wenig beeindrucken und nahmen sich einen Rechtsanwalt.


Posse mit Ministerial-Anschluss: Die Rebstöcke am Störmthaler
See sollengerodet werden. Der Beschluss allerdings ist nichtig.
Fotos: Bernd Reiher


Mittendrin in diesem Possenspiel versucht jetzt der Landtagsabgeordnete Michael Weichert, die Beteiligten wieder an einen Tisch zu bringen. Wovon er dabei nur mäßig begeistert ist, ist das Vorgehen des zuständigen Landwirtschafts-Ministers Frank Kupfer von der CDU. Am 18. August hat Weichert am See symbolisch die Immunität von 20 Parlamentariern auf die Rebstöcke übertragen. Einige Tage später trafen wir ihn zum Interview.


Größe: 5,55 MB. Download.

Neustart nicht mehr ausgeschlossen: Am Elsterstausee sollen Ingenieure jetzt Gut achten

(Archiv_24_08_br) Für die Rettung des Elsterstausees ist eine weitere Hürde genommen. Nach dem Stadtratsbeschluss vom Juni soll jetzt ein Ingenieurbüro beauftragt worden sein, ein Gutachten über eventuelle Rettungsmöglichkeiten zu erstellen. „Bis Ende September sollen verschiedene Lösungsvarianten untersucht werden“, hieß es dazu von MDR und DPA. Beide beriefen sich auf eine Mitteilung des Stadtsprechers Steffen Jantz vom Freitag.

Der in den 1930er Jahren gebaute Elsterstausee musste seit seiner Halbierung in den 1970er Jahren ohne natürlichen Zufluss auskommen. Vor einigen Jahren begannen unterirdische Wasseradern für unkontrollierten Abfluss zu sorgen. Zusätzlich waren die auch ohne Leck für den Wassernachschub nötigen Pumpen im Oktober 2007 abgestellt worden. Offizieller Grund Grund damals: mangelnde Finanzen.

Montag, 17. August 2009

Plumpe Massenbespaßung zur Beweihräucherung des Wassers: O-Ton-Collage Wasserfest

Das 9. Leipziger Wasserfest ist Geschichte. Die Bilanz ist zumindest an den innerstädtischen Spielstätten eher ernüchternd. Rummel, Bratwurst, Klamauk, Reklame, Bier und Nonsens in der Hauptspielstätte Lindenauer Hafen. Reklame, Bratwurst, Rummel und Gladiatorenpaddelnzwischen Ruderkähnen am Bootshaus Klingerweg. AOK-Werbung und Alibi-Klassik mit dürftiger Besetzung als Soundtrack für Wirtinnen-Monologe im Clara-Zetkin-Park. Polizei-Präsentation, Hüpfburg und Fitness-Promotion im Plagwitzer Stadtteilpark.


Billiger Klamauk mit fragwürdiger Ausstrahlungskraft: Das
Leipziger Wasserfest. Fotos: Bernd Reiher.


„Wir machen 'ne Welle“ war auch in diesem Jahr das Motto des bunten Spektakels. Groß war sie, keine Frage. Sie hat aber auch viel Müll an die neuen und alten Ufer der noch jungen Wasserstadt gespült. Ob das wirklich imagefördernd ist, bleibt fraglich.


Größe: 3,03 MB. Download

Samstag, 15. August 2009

Großbaustelle Auewald: Ab Mittwoch auch der Probsteisteg gesperrt

(Archiv_15_08_br) Er kommt langsam, er kommt leise und er kommt mit vielen kleinen Schritten – der touristische Gewässerverbund Leipzig. Einmal fertig, soll man mit ihm und per Boot vom Leipziger Stadtzentrum bis zum Cospudener See und von da aus noch weiter ins Neuseenland gelangen können. Bis das aber möglich, müssen noch viele kleine Baustellen fertig werden.

Zwei davon befinden sich südlich des Schleußiger Weges. Zum einen das Connewitzer Wehr, dessen Neubau gerade Gestalt annimmt. Zum anderen der Probsteisteg. Auch er in den nächsten Monaten ein Bauplatz. Grund: Ersatzneubau. Die Brücke im Auwald überspannt die Pleiße etwa 170 Meter südlich des Connewitzer Wehres.



Teil eines großen Ganzen: Probsteisteg. Foto: Bernd Reiher

Der jetzt angegangene Neubau wird laut Stadtverwaltung „neben dem Rad- und Forstverkehr auch eine ausreichende Durchfahrtshöhe für Boote unter der Brücke gewährleisten.“ Dazu werde die vorhandene Stahlbetonbrücke zurückgebaut und eine Behelfsbrücke für Medienleitungen während der Bauphase errichtet. Der Neubau soll dem Rathaus zufolge aus einer rund 35 Meter langen Brücke bestehen. Zu den jetzt angegangenen Maßnahmen gehören auch der „Wegebau und landschaftspflegerische Arbeiten zur Uferbepflanzung an der Pleiße bzw. die Wiederherstellung beanspruchter Waldwege.“

Baubeginn ist der 19. August. Das Ende der Bauarbeiten ist für den Februar 2010 angepeilt. Der Ersatzneubau „Brücke Probsteisteg“ erfolgt Rathausangaben zufolge „im Rahmen des Verwaltungsabkommens zur Braunkohlesanierung“ und wird zu 100 Prozent durch den Freistaat Sachsen finanziert. Der Gesamtumfang beläuft sich auf rund 560.000 Euro. Vorhabensträger der Maßnahme ist das Kommunale Forum Südraum Leipzig. Projektträgerin ist die LMBV.

Während der Bauarbeiten wird die Brücke Probsteisteg nicht befahrbar sein. Radfahrer und Fußgänger werden die Pleiße in dieser Gegend nur am Schleußiger Weg oder an der Hakenbrücke überqueren können. „Für die damit verbundenen Einschränkungen im Alltagsverkehr bitten wir um Verständnis“, hieß es abschließend dazu aus dem Rathaus.

Freitag, 14. August 2009

Neue Ufer im Frühjahr 2010: Eine Zwischenbilanz von der Baustelle Elstermühlgraben

(Archiv_14_08_br) Sie waren Schandflecke, viele Jahre, die Flüsschen und Gräben, die sich durch Leipzig zogen. Verschandelt durch Abwässer aus den karbochemischen Fabriken im Südraum waren sie erst nicht mehr ansehnlich, stanken und wurden dann verrohrt. Was damit verschwand, war eine der schöneren Seiten Leipzigs als Klein-Venedig. Erst nach der Wende setzte ein Umdenken ein. Vordenkend dabei der Neue Ufer e.V. mit seinen, zu Anfang oft belächelten, Mitstreitern. Sie waren die ersten, die dafür kämpften, die teils vergessenen Wasseradern unter den Fußwegen und Parkplätzen wieder zu öffnen. Wie wichtig dieses Engagement für das Stadtleben war und ist, kann heute sehen, wer an Pleißemühl- und Elstermühlgraben lebt, flaniert oder investiert.

Ein Ende der Fahnenstange ist aber noch lange nicht erreicht. Noch plätschern einige Kilometer der Stadtkanäle im Dunkeln vor sich hin. Bald jedoch ist zumindest ein nächstes Etappenziel erreicht, denn im Zentrum-West zwischen Käthe-Kollwitz- und Friedrich-Ebert-Straße rückt das Bauende eines weiteren Abschnittes in greifbare Nähe.

„Die Arbeiten am zweiten Bauabschnitt der Elstermühlgrabenöffnung zwischen Schreberbrücke und Friedrich-Ebert-Straße verlaufen zügig“, hieß es dazu jüngst auf leipzig.de. „Zu den Arbeiten gehören auch der Bau einer Brücke für Fußgänger und Radfahrer über das so genannte Schreber-Wehr.“
Oberste städtische Lenker des Vorhabens sind Leipzigs Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal und Gewässer-Amtsleiterin Inge Kunath. Beide hatten sich in diesen Tagen zu einem Baustellenbesuch verabredet. "Die Freilegung des Elstermühlgrabens ist ein wesentlicher Bestandteil des integrierten Gewässerkonzeptes", betonte dabei Leipzigs Multifunktionsbürgervertreter Rosenthal. "Ihr kommt große Bedeutung für den präventiven Hochwasserschutz zu." Inge Kunath ergänzte: "Zudem gewinnt Leipzig durch diese zusätzliche Wasserfläche mit ansprechend gestaltetem Ambiente weiter an touristischer Attraktivität."

Das Vorhaben „Freilegung Elstermühlgraben“ erfolgt in drei Schritten. Der Beschluss dafür stammt aus dem Jahre 2004. Von 2005 bis 2007 wurde der rund 400 Meter lange Abschnitt am Ranstädter Steinweg freigelegt. Die Arbeiten am Schreberbad begannen im August 2008. Der Grabenaushub ist jetzt, laut Stadtverwaltung, zur Hälfte abgeschlossen. Momentan werde den Rathausseiten zufolge „eine Unterwasserbetonsohle eingebaut und die Uferwände mit Betonvorsatzschalen verkleidet.“ Außerdem ist der Betonbau für die Wehranlage im Gange. Daran schließt sich die Fertigstellung der Freianlagen am künftigen Nordufer an.

Nächster Schritt ist die Stabilisierung von Betonwänden, um dann die Gewässersohle folgen zu lassen. Das werde „durch den vorübergehenden Einbau von Stahlträgern zwischen den Wänden erreicht, die nach Fertigstellung der Sohle wieder entfernt werden.“ Beim folgenden Aushub wird das Landesamt für Archäologie mit eingeschaltet. Dort wurde der Bereich als „archäologisch bedeutend eingestuft“. Eventuelle Funde in der geschichtsträchtigen Gegend sollen damit gesichert und dokumentiert werden.
Parallel erfolgt der Rathausmeldung vom Donnerstag zufolge die teilweise Verblendung der Ufermauern mit Sichtbeton. Insgesamt sollen die Bauarbeiten noch etwa acht Monate dauern. Anfang 2010 soll der zweite Bauabschnitt weitestgehend fertiggestellt sein. Im nächsten Frühjahr bekommt dann das Wehr seine entsprechende Ausrüstung. Dann soll der Elstermühlgraben an dieser Stelle auch mit einer Anlegestelle für das LeipzigBoot ausgestattet werden.

Das danach anzugehende nächste Kapitel wäre der dritte Bauabschnitt der Freilegung. Er soll zwischen 2010 und 2013 bearbeitet werden. Dazu gehört laut Rathaus auch der Bau von vier Brücken. Leipzig-Touristen sollen aber bereits ab Oktober 2010 von der Anlegestelle im Elstermühlgraben über Elsterflutbett, Pleißeflutbett, Pleiße und Floßgraben bis zum Cospudener See fahren können. Dafür allerdings sind noch einige Hürden zu nehmen.